Die drei „Lyrikqueens“ im BÖS-Atelier
Ein Bericht von Tobias March
Am 05. April 2025 trafen sich lyrikbegeisterte Menschen im BÖS-Atelier, um den Lesungen der drei „Lyrikqueens“ Bettina Baláka, Erika Kronabitter und Patricia Brooks zu lauschen. Die Autorinnen präsentierten ihre drei unabhängig voneinander erschienenen Gedichtbände. Sie waren ohne Absprachen und Zwänge alle 2024 verlegt worden.
Den Anfang machte Michael Schüssler, Bezirksrat von Meidling und Vorstand der Kulturkommission. Er lobte die Vielzahl von Kulturinstitutionen in Meidling und deren hohe Qualität, aber auch die spannende Idee der Lyrikerinnen des Abends, Lyrik und Musik zu verbinden. Seine Einführungsworte verband er mit einer Einladung zum 3. Meidlinger Atelierrundgang am 16. und 17. Mai von 13 bis 19 Uhr. Im Rahmen dieser Veranstaltung kann auch die Ausstellung “Visuelle Poesie” im BÖS-Atelier besichtigt werden. An diesem April-Abend waren zum letzten Mal die Bilder der Ausstellung „herzbau“ von Andrea Zámbori zu sehen.
Als erste der “Lyrikqueens” las Bettina Balàka aus dem Buch „Die glücklichen Kinder der Gegenwart“, das im Haymon Verlag erschienen ist: „das Glück der Welt haben wir uns nicht nehmen lassen. 8,50€ sagt das Kassengeräusch“. Sie berichtet von der steigenden Armut in Österreich und dem Anstieg der sozialen Kälte: „Wenn es kalt wird und rau. Schlafen bei Freunden, die uns alles Glück der Welt wünschen, wenn es morgens wieder auf die Straße raus geht.“ Wenn sie mit: „Die Noten haben Aromen. Dörrzwetschke sitzt im eingestrichenen e.“ endet, ist das der Einsatz für die Musikerinnen des Abends: Annegret Bauerle an der Querflöte, Petra Tengler an der Violine und Martina Glatz am Klavier.
Ihren Titel »Lunapark« aus der Edition fabrik.transit präsentierte dann Patricia Brooks. „Wer kommt auf Besuch fragt mein Wunderherz? Siebenmal der Wind rollt der Reis durch den Salon. Wer kommt auf Besuch?“ fragt sie und nimmt die Zuhörer:innen mit an den Enten-See: „Luftpost-Enten so still am See, es knackt das Schilf. Es rauscht das Gras. Hin und wieder E‑Mails aus längst vergangenem August. Und du, verbindest du immer noch deine Wunden mit Binden?“
Den Abschluss machte Erika Kronabitter, eine der beiden Lehrgangsleiterinnen des BÖS, mit dem Titel „Delfine vor Venedig“. Dieser Lyrikband wurde in der Edition Melos verlegt. Erika Kronabitter macht Lust auf Urlaub, auf Sommer und entführt uns mit „Rio Terra“ ins Unwegbare als Sicherheit: „sumpf als gebiet / die inseln ein trotzdem / rötlich die sonne in wasseradern / holz und ziegel | rio terra / jahrhunderte: wie stein so unter wasser / gerammter boden | gerammelt beladen / ein schwanken dann und wann“.
Unter den Gästen waren neben dem Kulturkommissionsvorsteher Schüssler die Autorinnen Sabine Scholl und Jutta Treiber, Autor Walter Schweiger – aus dem Burgenland angereist, Autorin Christa Bakovsky, Autor und „Zentralmeidlinger“ Beppo Beyerl mit Gattin Eva Pappenscheller, Inga Durst, Clara Weber und eigens aus Innsbruck angereist Oswald Wolkensteins Nachfahrin Mathilde Wolkenstein.
Anmerkung: Von externen Veranstaltungen wird gewöhnlich auf unserem Blog nicht berichtet. Dass wir eine Ausnahme machen, hängt mit unserer Wertschätzung gegenüber den drei Autorinnen zusammen. Sie engagieren sich seit Jahren in der Organisation des BÖS und fördern mit viel Engagement die Schreibaktivitäten der Workshop-Teilnehmenden.