GeHESSig – Michael Hess

Eine Rezen­sion von Kath­rine Bader

Bereits der Buch­titel lässt den Autor als Wort­spieler erkennen. Welch Sinn­ver­dreher, Silben­zer­leger, Laut­maler, Wört­lich­nehmer, Schüt­telr­eimer, kurz: Sprach­ta­lent er ist, offen­bart sich auf den 191 klein­for­ma­tigen und locker beschrie­benen Seiten in zahl­rei­chen Reimen, manchmal in Kürzest­texten, bisweilen in einzelnen Worten.
Zum Schmun­zeln lädt gleich der zweite Reim ein, der einen Disput wieder­gibt, in welchem burgen­län­di­schen Ort der beste Platz für ein Spital wäre: Se hobm a Kraun­knhaus herbaut (S. 6–7). Für Erhei­te­rung können schon manche Über­schriften sorgen, wie etwa: Innerer Monolog eines Kühl­schranks (S. 170). Immer wieder stellt der Autor Fragen, zum Beispiel: Gibt es ein Gleitgel zum Einfüh­rungs­preis? (S. 63). Er macht sich auch Gedanken zu Inkon­se­quenzen der deut­schen Ortho­grafie, denn warum heißt es zum Beispiel zwar flüssig, jedoch nicht nüssig und nicht säftig, analog zu kräftig? (S. 43)
Beson­ders in den Gedichten bedient sich Hess gern des burgen­län­di­schen Dialekts, auch in der Dimi­nu­tiva-Samm­lung: A bisserl so wia’s Burgn­laund oder 99 Gründe für 100 Jahre Jubel (S. 150–154). Er macht sich lustig über englisch­spra­chige Einsi­cke­rungen ins Deut­sche, über das Tiro­le­ri­sche „Knödel‑K“, spielt mit den Namen der Burgen­län­di­schen Landes­haupt­leute (S. 136–137), wobei er nie gemein-HESS­lich [Wort­spiel meiner­seits] wird. Unter den Gedichten versteckt sich auch Besinn­li­ches, etwa das Gedicht für den verstor­benen Opapa (S. 17)

Ein paar weitere Kostproben:

Fast Essen
Woa im Drive in.
Bin voi eigfoarn. (S. 15)

Bauern­regel:
Liegt im Winter recht vü Schnee,
haaßt des, i muaß schaufln geh. (S. 35)

Morgen­sport
Neulich einen Jogger ange­sprungen.
Ich wollte auf dem Laufenden bleiben.
Er wollte das nicht. (S. 75)

Reh Solu­tion […] Reh Signiert (S. 99)

Soziales Medium
You twitter till eight.
I zwit­scher a Ochtl. (S. 111)

Visu­elle Gedichte finden sich unter anderem auf S. 39: Liebe­voll abge­stuft und auf S.173: Weih­nachts­baum­ge­dicht, die verständ­li­cher­weise nur im Original die rich­tige Wirkung entfalten, wie auch Manches sich erst beim lauten Lesen erschließt.

Aufge­peppt wird die kuriose Samm­lung durch Fotos von Ernst Breit­egger und Bildern des Autors selbst, die teil­weise beschriftet sind, zum Beispiel: veni, vidi, witzi (S. 47) oder Leck Türe bildet (S. 135).

Alles in allem ein vergnüg­li­ches Sammel­su­rium, in dem man gern blät­tert – so der Sinn für derar­tige Spie­le­reien vorhanden ist.

 

Kath­rine Bader, November 2025

Für die Rezen­sionen sind die jewei­ligen Verfasser:innen verantwortlich.

 

Michael Hessig: GeHESSig
Ober­wart: Edition lex liszt 12 2025
191 Seiten
22 EURO
ISBN 978–3‑99016–298‑9

 

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