Das war der Literatursalon am 17. November 2018
Eindrücke – vom Hören und Sehen – von Peter Bosch
Als Fotograf bekomme ich von den Lesungen meistens nur die Hälfte mit – zu sehr konzentriere ich mich auf den Bildausschnitt, den richtigen Moment und das geeignete Objektiv. Diesmal berichte ich auch über die andere Hälfte, die des Zuhörers.
Als Gäste und Lesende waren diesmal Petra Ganglbauer und Herbert J. Wimmer eingeladen, moderiert von Barbara Rieger. Sie stellte die beiden nicht nur vor, sondern befragte sie auch zu ihrem künstlerischen Schaffen: Von Herbert J. Wimmer wollte sie wissen, wie seine Arbeiten in Bildender Kunst sein Schreiben beeinflussen und umgekehrt. Petra Ganglbauer – die lange Zeit die Lehrgänge im BÖS leitete – erzählte von den unterschiedlichen Rollen als Lehrende und als Autorin.
Hinter den beiden sind auf dem Vorsprung des Kabelkanals über die ganze Länge eine Reihe unserer Einladungskarten aufgereiht. Ich muss sie im Anschluss unbedingt fotografieren.
Dann lasen beide abwechselnd aus ihren Werken – Petra Ganglbauer aus „Mit allen Sinnen“ (über ihr ambivalentes Verhältnis zu ihrer Heimatstadt Graz), „Wie eine Landschaft aus dem Jahre Schnee“ und „Zur Lage“.
Herbert J. Wimmer las aus seinen Gedichtbänden „Lockern üben lockern“, „Kleeblattgasse Tokio“ und „Sprachvorspiele – 55 Liebesgedichte“.
In den Fensterscheiben spiegelt sich Petras Silhouette und in der Wohnung gegenüber läuft ein Fernseher. Ich stelle mir gerade vor, dass plötzlich unsere Lesung dort auf den Bildschirm übertragen wird.
Im Anschluss wurde Herbert J. Wimmers Ausstellung „Infinite Drawing – Action Inks“ eröffnet. Die senkrechten Papierfahnen muten zuerst nur wie abstrakte Muster an – entpuppen sich aber nach mehrmaligen hinschauen als Name einer deutschen Stadt in unterschiedlichen Variationen – und wenn man das „Rätsel“ erst einmal entschlüsselt hat, entdeckt man die Schrift in jedem einzelnen Blatt wieder.
Zum Schluss fanden sich alle beim Buffet ein – wieder perfekt organisiert von Hannah Sideris und Martin Leichtfried – bei anregenden Gesprächen, literarischem Austausch, Wein, Aufstrichen, Radieschen (auch wenn dieses Wort unserem französischen Gast Alain Barbero einige Probleme bereitete) und Mehlspeisen.
Barbara ermahnt mich, die Leute ja nicht beim Essen zu fotografieren. Ich verspreche es hoch und heilig.
Wir stehen noch lange rund ums Buffet. Es gibt so viel zu besprechen. Es wird ein langer Abend.
Peter Bosch, November 2018
Fotos: Peter Bosch
Peter Bosch ist Dozent des BÖS, er arbeitet als Programmierer, Autor, Fotograf und Filmer.