Dualität der Literatur
Ein Interview mit Kathrine Bader
Im Vorfeld ihres ONLINE-Schreibworkshops “Frauenliteratur – Männerliteratur?” stellt sich Kathrine Bader die Frage, ob Dualität in der Literatur überhaupt noch notwendig oder zeitgemäß ist.
BÖS: Worin besteht für Dich der Unterschied zwischen männlichem und weiblichem Schreiben?
Kathrine Bader: Ich könnte jetzt Bruno Kreisky zitieren, der einmal zu einem Journalisten gesagt hat: „Das ist eine gute und schwierige Frage – die habe ich schon das letzte Mal nicht beantwortet.“ Im Ernst: Genau diese Sache wollen wir im WS erkunden. Ich glaube, dass man in der Annahme, ein Text ist von einer Frau oder einem Mann geschrieben, davon beeinflusst sein könnte, welches Geschlecht die Protagonist:innen haben beziehungsweise von wem der Text vorgelesen wird.
BÖS: Welche Beispiele hast Du für Prototypen des männlichen sowie des weiblichen Schreibens?
Kathrine Bader: Ob es solche Prototypen überhaupt gibt, da bin ich nicht sicher, zumindest fallen mir ad hoc keine ein. Möglicherweise liegt der Unterschied tendenziell in den Themen. Jedenfalls zeigt sich das meines Erachtens bei schreibenden Frauen in der längeren Vergangenheit. Welche Hindernisse diese Frauen zu überwinden hatten, auch das ist ein Schwerpunkt in diesem Workshop.
BÖS: Wie sieht es mit Literatur der LGBTQ+-Community aus? Verschwimmt da nicht die duale Sichtweise auf Literatur?
Kathrine Bader: Ich gestehe, dass ich erst zwei Bücher von Personen gelesen habe, die sich als non-binär verstehen, also kann ich darauf keine kompetente Antwort geben. Mir stellt sich eher die Frage, ob es überhaupt notwendig beziehungsweise zeitgemäß ist, auf Dualität zu bestehen. In der Literatur sind mir neben für mich interessanten Themen vor allem die Sprache wichtig und auch ein subtil vorhandener Humor, auch bei ernsten Inhalten. Und Humor können ja wohl alle Geschlechter haben.
Der ONLINE-Schreibworkshop “Frauenliteratur – Männerliteratur?” mit Kathrine Bader findet am 3./4. Mai 2025 statt. Anmeldungen unter office@boesmail.at
Fotos: Manuela Zine