In der Natur Ordnung machen

Ein Inter­view mit Bettina Balàka

Am 12. April 2025 findet der erste Lite­ra­tur­salon des Jahres im BÖS-Atelier statt. Neben Sabine Scholl und Martin Ritzinger liest Bettina Balàka aus ihrem Buch “Vom Zähmen, Ausbeuten und Bestaunen”. Wir haben sie dazu und weiteren Projekten interviewt.

BÖS: Du wirst am 12. April aus “Vom Zähmen, Ausbeuten und Bestaunen” lesen. Warum nennst Du dieses Buch eine unge­ord­nete Kultur­ge­schichte der Natur?

Bettina Balàka: In dem Buch geht es um das mensch­liche Bedürfnis, in der Natur “Ordnung zu machen” – das reicht von der Kate­go­ri­sie­rung alles Leben­digen bis zur Kontrolle von Land­schaft und Pflanzen (Rodung, Urbar­ma­chung, Trocken­le­gung, Unkraut­ver­nich­tung, Fluss­be­gra­di­gung) sowie von Tieren (einsperren, gene­tisch verän­dern, mit Medi­ka­menten ruhig­stellen). Im Gegen­satz dazu steht das Chaos, das vermeint­lich in der Natur herrscht. Indem ich mein Buch “unge­ordnet” nenne, soli­da­ri­siere ich mich gewis­ser­maßen mit der Natur und arbeite wie diese mit einer Ordnung, die mehr an eine Gstettn als an eine barocke Rabatte ange­lehnt ist.

BÖS: Der Verlag spricht von Nature Writing auf einem ganz neuen Niveau. Wie defi­nierst du Nature Writing für dein persön­li­ches schreiben?

Bettina Balàka: Anders als das Nature Writing früherer Jahr­hun­derte kommt jenes der Gegen­wart kaum umhin, die allge­gen­wär­tigen Natur­zer­stö­rungen durch den Menschen mitzu­re­flek­tieren. Für mich ist es auch wesent­lich, natur­wis­sen­schaft­liche Erkennt­nisse mit einzu­be­ziehen. Fanta­sien über die Natur sind primär inso­fern von Bedeu­tung, als sie irra­tio­nales mensch­li­ches Verhalten begründen.

BÖS: Eines deiner jüngsten Projekte ist Deine Herausgeber:innenschaft für den Haymon Verlag. Es geht um Frauen – willst Du uns etwas mehr darüber erzählen?

Bettina Balàka: Die Reihe heißt “Haymon Her Story: Wieder­ent­deckte Lite­ratur von Frauen” und wird mit einem groß­ar­tigen Roman von Doris Brehm eröffnet: “Eine Frau zwischen gestern und morgen”. Es geht darin um eine Wiener Buch­händ­lerin während der Nazi­zeit, die in ihrer Wohnung “U‑Boote” versteckt. Die Autorin war selbst Wider­stands­kämp­ferin, worüber ich mit der Histo­ri­kerin Katha­rina Prager ausführ­lich recher­chierte. Am 23. April 2025 berichten und disku­tieren wir darüber in der ÖGL

 

Der Lite­ra­tur­salon im BÖS-Atelier findet am 12. April 2025 ab 19 Uhr statt.