Jugend­liche schreiben sich frei

Ein Inter­view mit Katha­rina Tiwald

Jenseits von Gene­ra­lismen geht BÖS-Dozentin und Autorin Katha­rina Tiwald auf die Schreib- und Lese­be­dürf­nisse von jungen Menschen ein. Am Wochen­ende zeigt sie, wie das geht.

BÖS: Schreiben Jugend­liche heute noch mehr als virtu­elle Nachrichten?

Katha­rina Tiwald: „Die“ Jugend­li­chen gibt’s ja nicht, genauso wenig, wie es „die“ Afri­ka­ne­rInnen gibt oder „die“ Öster­rei­che­rInnen. Ich würde sagen, dass es im Vergleich zu früheren Gene­ra­tionen (meiner zum Beispiel) weniger analoge Schreib­an­lässe gibt, wie es zum Beispiel das Stamm­buch – das Poesie­album – eines war, aber erstens gibt es sehr wohl Jugend­liche, die regel­mäßig schreiben, zwei­tens ist das Bedürfnis, sich über Worte mitzu­teilen, meinen Beob­ach­tungen nach unge­bro­chen, und drit­tens: vor kurzem habe ich eine neue Klasse über­nommen, eine fünfte Schul­stufe, und war bass erstaunt, wie begeis­tert die Kinder bei der ersten (freien) Schreib­ein­heit mitge­macht haben. Kolle­gInnen erzählen mir das auch aus verschrienen Schulen wie der Berufs­schule: das lite­ra­ri­sche Schreiben eröffnet eben noch ganz andere Möglich­keiten als ein Standard-Aufsatzthema.

BÖS: Welche Genres begeis­tern sie besonders?

Katha­rina Tiwald: Schrei­bend? Jedes Genre, das sie einlädt, frei zu sein. Lesend? Ich höre von vielen, dass “span­nend” eine ganz wich­tige Eigen­schaft von Lektüre ist, das ist aber beim Gros der Erwach­senen wohl nicht anders.

BÖS: Welche Schwer­punkte legst du während des Workshops?

Katha­rina Tiwald: Ich stelle den Work­shop auf zwei Beine: das eine ist das Schreiben MIT Jugend­li­chen, das andere das Schreiben FÜR sie. Ich stelle einfach durch­zu­füh­rende Methoden vor, die man schnell in Work­shops mit Jugend­li­chen umsetzen kann, und führe die Teil­nehmer­Innen auf eine kleine Helden­reise zum mögli­chen Plot für ein Jugendbuch.

September 2020

Katha­rina Tiwald leitet den Work­shop „Schreiben mit Jugend­li­chen und für sie“ am 26./27. September 2020.

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Foto: Dessislaw Paja­koff