Respekt­voller Gesprächs­raum auf Augenhöhe

Ein Inter­view mit Sarah Rinderer

Am 18. Januar 2025 startet ein neuer Schreib­work­shop beim BÖS: “text probe(n) – Feed­back für/mit Schrei­benden”. Wir haben die Dozentin, Autorin und Künst­lerin Sarah Rinderer zum Gespräch gebeten.

BÖS: Warum ist es für Autor:innen wichtig, Feed­back zu bekommen?

Sarah Rinderer: In der Akustik wird eine Rück­kopp­lung als „Feed­back“ bezeichnet, also das erneute Aufnehmen des eigenen beispiels­weise durch einen Laut­spre­cher verstärkten Signals. Auch, wenn es mich immer wieder viel Über­win­dung kostet, meine lite­ra­risch-künst­le­ri­schen Arbeiten zur Diskus­sion zu stellen, ist es für mich wichtig, das, was mir während des Arbeits­pro­zesses vorschwebt, einmal aus einer anderen Perspek­tive zu sehen, aber vor allem, das um neue Blick­winkel, Impulse verstärkte Signal dann wieder für die Weiter­ar­beit aufzu­nehmen. Zugleich kann ich oft ebenso viel für mich mitnehmen, lernen, wenn ich die Texte oder Projekte anderer mit konstruktiv formu­liertem Feed­back ver- und bestärke.

BÖS: Was ist bei Feed­back beson­ders zu beachten?

Sarah Rinderer: Da fallen mir viele Dinge ein, die für einen konstruk­tiven Austausch zu beachten sind: einen respekt­vollen Gesprächs­raum auf Augen­höhe schaffen, sich Zeit nehmen, einen Text viel­leicht gleich zweimal lesen, aktiv zuhören, nach­fragen, mit dem Feed­back nahe am Text bleiben, das Persön­liche ausklam­mern, auch immer wieder zu hinter­fragen, wie wir Feed­back formu­lieren, weniger bewerten, sondern mehr begründen und vieles mehr.

Für Personen, die Feed­back bekommen, finde ich es hilf­reich, schon Fragen ans eigene Projekt in die Gesprächs­runde mitzu­bringen und dann später die Wort­mel­dungen mitzu­schreiben oder eine andere Person darum zu bitten – so kann man, wenn man erst einmal eine Nacht über das Gehörte geschlafen hat, alles noch einmal in Ruhe im Detail nachlesen.

BÖS: Welche Feed­back­me­thode ist für Dich am produktivsten?

Sarah Rinderer: Sowohl, wenn ich Feed­back gebe, als auch, wenn ich Feed­back bekomme, finde ich eine der Methoden, die im DasArts Master of Theatre in Amsterdam für konstruk­tives Feed­back entwi­ckelt wurden, sehr produktiv – die „Perspek­tiven“. Es geht darum, möglichst präzise in einem Satz zu formu­lieren, was man aus einer bestimmten Perspek­tive, beispiels­weise aus jener einer Leser:in, Kolleg:in, Lyriker:in …, bei der Weiter­ar­beit am Text berück­sich­tigen, anders lösen, weglassen … würde.  Ich mag diese Methode, weil sie für mich trotz der auf den ersten Blick strengen Vorgabe, etwas sehr Spie­le­ri­sches hat und mir dabei hilft, mein Feed­back wirk­lich auf den Punkt zu bringen. Gleich­zeitig finde ich dieses Aufma­chen verschie­dener Perspek­tiven, gerade in einer Runde von Menschen mit unter­schied­li­chen Exper­tisen sehr produktiv, um nach einem kriti­schen Austausch im eigenen Arbeits­pro­zess nicht zu sehr ins Grübeln, sondern gleich wieder ins Tun zu kommen.

Danke für das Gespräch!

 

Anmel­dungen für “text probe(n) – Feed­back für/mit Schrei­benden” mit Sarah Rinderer gerne schon jetzt unter office@boesmail.at