Fragmente
Ein Text von Christa Armann aus MOSAIK
Ein erstes Blatt
Pass ja auf! Was du zu sagen hast, wird jetzt sichtbar! Jederzeit abrufbar und wiederholbar für alle, die sich die Mühe machen auf das Blatt zu schauen! Die ersten Sätze sind entscheidend – wirst DU weitergelesen werden oder nicht?
Ein zweites Blatt
ILLUSION
Beschönigende, dem Wunschdenken entsprechende Selbsttäuschung über einen in Wirklichkeit weniger positiven Sachverhalt. Falsche Deutung von tatsächlichen Sinneswahrnehmungen. (Duden)
Utopie – Hirngespinst – Wahn!
FÜR MICH
Der Anfang einer Geschichte
Meine Gedanken schweifen ab. Ich blicke in das gegenüberliegende erleuchtete Fenster. Ein Mann in einer karierten Schlafhose und weißem T‑Shirt wandert durch den Raum. Er spricht gestikulierend, scheinbar in die Luft. Es erscheint eine Frau. Schwarze Haare, ein seidiges hautfarbenes Nachthemd mit dünnen Trägern. Sie unterhalten sich aufgeregt miteinander.
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Reden, reden, reden – ich kann nicht mehr sprechen. Das Thema: die Lüge: es verändert sich nicht. Ich drehe mich um. Vielleicht muss ich meine Position verändern – nicht nur im Raum – sondern auch in meinen Gedanken? Wo beginne ich? Ich höre deine Stimme: „Ich habe mich nur mit ihr getroffen. Es ist nichts passiert.“ —- „Sie ist eine Freundin von mir. Warum hast du es mir nicht gesagt? Mir nicht gesagt, dass du sie triffst?“ —- „Ich wollte keine Diskussionen.“
Glauben-Denken, wo führt es mich hin? Nur das Wissen macht sicher. Jetzt weiß ich es und trotzdem kann ich es nicht glauben, weil ich es nicht denken will.
„Es ist nichts passiert, nur ein Gespräch?“ — Warum nicht mit mir? Warum wollte sie nicht mit mir sprechen? Warum diese Lüge?
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Immer wieder durchwandert mich dieses Gespräch. Ich sehe mir selbst dabei zu. Ich hänge in diesem Gedanken fest und versuche einen Absprung zu finden. Eine Erklärung, eine logische Begründung, eine Lösung meiner Erstarrung.
Weitere „Fragmente“ von Christa Armann finden sich in der Lehrgangspublikation „Mosaik“ (herausgegeben von Martina Bachtrögler und Sabine Wagner-Fassmann), die im März 2019 bei Fabrik Transit erscheint und bei der Abschlusslesung am 16. März im Café Museum präsentiert wird.
Christa Maria Armann
Geboren 1959 in Baden bei Wien, lebt und arbeitet in Wien
wunschloses gantenbein sei malina name mein unglück
Sie ist Teilnehmende des Lehrgangs Schreibpädagogik 2018/2019.