In der Zeit
Ein Text von Sylvia Deltl
zu spät
09:52
viel zu spät
zu spät, um noch eine Zigarette zu rauchen
du wolltest doch noch eine rauchen
vielleicht nicht zu spät, um sich noch einen Kaffee zu nehmen
nicht all zu spät
Du bist immer zu spät! Aber … ich habe doch, aber … deshalb … Egal, zu spät ist zu spät.
Bin ich zu spät oder sind die Anderen verfrüht? Was ist, wenn der Zug verfrüht ist und wir zu spät kommen, fragt mein Sohn. Züge können nicht verfrüht sein, eher zu spät und wir sind nicht zu spät, no worries!
Überall Polizei
09:57
Absperrungen, rot-weiße Bänder, Autochaos, Rot-gelb-grün-rot, an der Kolonne vorbeifahren, doch ein wenig Zeit gewonnen, doch ich komme zu spät … aber diesmal habe ich ja eigentlich einen guten Grund, ich bin ja nicht schuld!
„Der Vienna City Marathon ist der größte Marathon Österreichs und findet seit 1984 jährlich im Frühling in Wien statt“ Na eben!
Aber warum gerade heute
gerade heute will ich doch pünktlich sein, wollte zeigen, beweisen, klarstellen, dass ich grundsätzlich ein pünktlicher Mensch bin.
Ich stecke fest
10:03
drehe um stecke fest drehe um stecke fest
Barrieren, Wegweisungen, keinen Weg weisen, keine Straßenmöglichkeiten, Kopfpläne durchforsten, denn Google Maps will mir nicht helfen, kennt keinen Ausweg, den Weg musst du selbst finden, streng dich an!
Wann fangen die Tausenden eigentlich zum Laufen an?
Ist der letzte oder die letzte auch zu spät oder in seiner/ihrer Zeit pünktlich, in sich pünktlich, in ihrem eigenen Sinn und Zweck im Lauf der Zeit pünktlich?
Laufen wir/sie gegen die Zeit, mit der Zeit, fahre ich auch gegen die Zeit an, ist es nicht egal, Hauptsache man kommt an?
10:10
Was versäume ich?
Versäume ich nicht auch etwas, wenn ich pünktlich wäre? Den Weg, die Blumen, die Passanten, die Geschäfte, den Schatten der Bäume, das Vogelgezwitscher, die genüssliche Zigarette!
Durchatmen
Pfeif drauf
Wir haben noch Zeit