Das erste Mal. Autor­innen und Autoren über ihr erstes Buch – Wolf­gang Paterno (Hg.)

Eine Rezen­sion von Britta Mühlbauer

Vier­und­zwanzig öster­rei­chi­sche Autor­innen und Autoren der Jahr­gänge 1943 bis 1982 erin­nern sich an die Entste­hung ihres ersten Buches. Es ist über­ra­schend, dass diese Antho­logie erst die vierte ihrer Art im deut­schen Sprach­raum ist. Denn was hier erzählt wird, beant­wortet ganz nebenher viele Fragen, die Lese­rInnen, Kriti­ke­rInnen, Lite­ra­tur­wis­sen­schaft­le­rInnen und ange­hende Autor­Innen interessieren.

Die Samm­lung gewährt Einblicke in das Leben und die Arbeits­weise von bekannten und weniger bekannten Autor­innen und Autoren am Anfang ihrer beruf­li­chen Lauf­bahn. Sie geben Auskunft über ihre Beweg­gründe zu schreiben, erzählen über den Lite­ra­tur­be­trieb und wie er sich im Lauf der Zeit verän­dert hat, schreiben über ihre Naivität, den Respekt und die Selbst­über­schät­zung mit der sie an ihr erstes Buch­pro­jekt heran­gingen, und über Menschen, die sie dabei unter­stützten und förderten.

Dabei sind die Erfah­rungen sehr unter­schied­lich. Daniel Glatt­auer und Robert Menasse schei­terten an ihrem ersten Roman trotz Fleiß und Diszi­plin. Michael Köhl­meier musste für einen 341-Seiten-Roman zwei­tau­send Schreib­ma­schi­nen­seiten voll tippen, bis er mit dem Ergebnis zufrieden war. Für Robert Schneider und Eva Schmidt hingegen schrieb sich das erste Buch wie von selbst, die Probleme begannen erst mit dem Erwar­tungs­druck bei den folgenden Büchern. Teresa Präauer genoss die totale Frei­heit beim Schreiben des ersten Buches, von dem niemand wusste und auf das keiner wartete.

Franz Schuh und Michael Stavarič legen den inter­tex­tu­ellen Kontext offen, in dem ihre ersten publi­zierten Texte entstanden, was zeigt, wie wichtig das Lesen als Voraus­set­zung für das Schreiben ist. Anna Kim berichtet von ihrer Über­ra­schung darüber, wie viele Entschei­dungen sie beim Schreiben treffen musste. Kurt Palms erste Publi­ka­tion, eine Disser­ta­tion über Bert Brecht, begrün­dete seinen Ruf als enfant terrible des Thea­ter­be­triebs. Und viele Autor­innen und Autoren fragten sich wie Heinz Platz­gumer, ob sie mit ihrem ersten Buch nun bereits Schrift­stel­le­rInnen sind.

Die biogra­fi­schen Angaben zu den Autor­innen und Autoren am Ende des Buches beschränken sich auf das Geburts­jahr und ein paar Buch­titel. Wer mehr über sie und ihre lite­ra­ri­sche Karriere wissen will, muss das Internet konsul­tieren. Oder das eine oder andere ange­führte Buch lesen, was ja auch kein Fehler ist.

Britta Mühl­bauer, Dezember 2019

Für die Rezen­sionen sind die jewei­ligen Verfas­se­rInnen verantwortlich.

 

Wolf­gang Paterno (Hg.): Das erste Mal. Autor­innen und Autoren über ihr erstes Buch
Wien: Czernin Verlag, 2019
176 Seiten
EUR 22,00
ISBN 978–3‑7076–0679‑9

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