Junge Lite­ratur Burgen­land – Volume 9

Eine Rezen­sion von Maria Aschenwald

Die Edition Lex Liszt 12 hat es sich als burgen­län­di­scher Verlag zur Aufgabe gemacht, junge Lite­ratur aus Öster­reichs östlichstem Bundes­land zu fördern und präsen­tiert in der Reihe JUNGE LITERATUR Burgen­land unver­öf­fent­lichte Lite­ratur burgen­län­di­scher AutorInnen.

Im September 2025 ist der neue Band „Volume 9“ erschienen. Er enthält Kurz­ge­schichten und authen­ti­sche Erfah­rungen und Refle­xionen von vier Autor­innen.
Sandra Wagner berichtet auf berüh­rende Weise von Begeg­nungen mit starken Frauen aus ihrem Umfeld und den persön­li­chen und poli­ti­schen Folge­rungen, die sie daraus zieht. „Ich habe gelernt, zu erin­nern. Des Schre­ckens der Vergan­gen­heit zu gedenken, ihn mit mir zu tragen und für eine kriti­sche Refle­xion der Gegen­wart zu bewahren.“ (aus: „Wie starke Frauen mir helfen, den Frieden zu verstehen“ S 124) Ein anderer Text schil­dert die Erfah­rungen einer langen Reise, des Wieder-Ankom­mens und die Ausein­an­der­set­zung mit Unter­schied­lich­keit und Fremd­heit als junge Frau.
Die Kurz­ge­schichten von Nadja Flickinger zeugen von ihrer Lebens­er­fah­rung und ihrer psycho­lo­gi­schen Ausbil­dung, die sie poetisch und mit wunderbar klarer, eindring­li­cher Sprache in ihren Texten einbringen kann. „Schmerz besteht weder aus Farbe noch aus Licht. Schmerz ist Tempe­ratur. Kalt und heiß. Gefro­renes Blut neben glühendem Lebens­willen.“ (aus: „Nach Oben“ S 8) „Da – wie in Zeit­lupe treibt ein Gedan­ken­stroh­halm vorbei. Unbe­küm­mert, dass gerade ein Sturm durch das Safe-House braust, tänzelt er zwischen den Böen und trotzt erfolg­reich dem Unwetter.“ (aus: „Kopf­ki­no­plan“ S 25)
Frieda Gross­ham­mers Texte beschäf­tigen sich mit dem Thema Freund­schaft in unter­schied­li­chen Facetten. Die verzwei­felte Suche nach Freunden und Freund­schaft, das Wieder­finden einer Freundin und die Begeg­nung mit ihr nach langer Zeit, der Schmerz der Abwe­sen­heit einer geliebten Person, eine Kinder­freund­schaft, die ohne Anstren­gung einfach zufällt. Die kurzen Erzäh­lungen sind viel­schichtig und berühren auf subtile und teil­weise skur­rile Weise aktu­elle Themen. Die Autorin verknüpft die Einsam­keit eines Jugend­li­chen und dessen Bedürfnis, etwas Beson­deres zu sein, mit Verkaufs­fern­sehen. „Das Gerät hieß Juicy Friend. Ich war mir absolut sicher, dass das ein Moment war, der mein Leben verän­dern sollte, …“ (aus:“Selleriesaftschaum“ S 44).
Agnes Pauer schil­dert in ihrem Text „Die Schau­spie­le­rInnen“ wie eine 17-Jährige die dörf­liche Realität, Rück­stän­dig­keit und Selbst­be­trug im dörf­li­chen Leben wahr­nimmt. Ganz im Gegen­satz zu den Zuschrei­bungen von Außen­ste­henden, die Idylle und Ursprüng­lich­keit sehen (wollen). „Mir wird die Schlumpf­haf­tig­keit des Szena­rios bewusst, in dem ich mich befinde. Die Vergnü­gungs­park­ar­tig­keit des gesamten Burgen­lands“ (S 92).

Die neunte Ausgabe der Jungen Lite­ratur Burgen­land ist eine anre­gende und abwechs­lungs­reiche Lektüre, in einem Format, das sich auch hervor­ra­gend dafür eignet, mitge­nommen und jeder­zeit hervor­ge­holt zu werden – ein feines Lesevergnügen.

Nadja Flickinger, geb. 1968 in Ober­wart, Studium der Psycho­logie (Wien), sowie Grafik und Design (Florenz) arbeitet in freier psycho­lo­gi­scher Praxis und ist zugleich künst­le­risch tätig.
Veröf­fent­li­chungen in Antho­lo­gien, Kinder­buch „Die Reise des kleinen Königs“
b&m Verlag 2006
Frieda Groß­hammer, geb. 1992 in Ulm, Studium Kompe­ra­tistik und Wirt­schafts­in­for­matik, arbeitet als Stra­te­gie­be­ra­terin für digi­tale Produkte und lebt im burgen­län­di­schen Marz.
Veröf­fent­li­chungen in Lite­ra­tur­ma­ga­zinen, 2025 Mitglied des Text­fo­rums im Lite­ra­tur­haus Wien.
Agnes Pauer, geb. 1996 in Wien/ Kobers­dorf aufge­wachsen, Studium der Poli­tik­wis­sen­schaft und seit 2022 Studium Spiel­film­regie. Arbeitet als freie Autorin und Regis­seurin und gibt Thea­ter­work­shops für Kinder und Jugend­liche. Die Texte im Buch sind ihre ersten lite­ra­ri­schen Veröf­fent­li­chungen.
Sandra Wagner, geb. 2001 in Eisen­stadt, studierte Englisch/Spanisch (Wien), seit 2024 Master­stu­dium Inter­na­tio­nale Entwick­lung, Tätig­keit als Online-Sprach­leh­rerin. Die Texte im Buch sind ihr lite­ra­ri­sches Debüt.

 

Maria Aschen­wald, November 2025

Für die Rezen­sionen sind die jewei­ligen Verfas­se­rInnen verantwortlich.

 

Junge Lite­ratur Burgen­land Volume 9
Ober­wart: edition lex liszt 12
152 Seiten
EUR 15.-
ISBN 978–3‑99016–328‑3

 

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