Der Traum als Überwirklichkeit
Ein Interview mit Silvia Waltl
Die Sprache(n) des Traums sucht Kunstvermittlerin und Schreibpädagogin Silvia Waltl am Wochenende im BÖS-Atelier. Ihr Traum: Dass das, was gerade in der Welt passiert, gar nicht wirklich ist.
BÖS: Wie viele Hefte hast Du schon mit Träumen oder Traumgeschichten vollgeschrieben?
Silvia Waltl: Seit meiner Jugend sehr viele. Ich habe eine Weile ein eigenes Traumtagebuch geführt und festgestellt, dass ich mich alleine durch den Prozess des Aufzeichnens in der Regel besser an Träume erinnern kann. Später habe ich die Träume in meinem regulären Tagebuch integriert. Sie nachzulesen ist immer aufregend, als würde man leicht surrealistische Abenteuergeschichten lesen. Es ist so kurios, dass diese aus einem selber kommen und vom Unbewussten ohne eigenes Zutun produziert werden. Es ist für mich immer noch eine Herausforderung, die überwiegend bildhaften und oft emotional stark aufgeladenen Inhalte von Träumen in Worte zu fassen.
BÖS: Woher kommt Deine Faszination für den Traum?
Silvia Waltl: Bereits in der Oberstufe hatte ich ein großes Interesse an psychologischen und philosophischen Themen und habe dazu auch vermehrt Literatur gelesen. So war ich schon vor der Matura mit den Theorien und vielen Schriften Sigmund Freuds vertraut. Im Studium habe ich dann immer wieder Menschen kennengelernt, die sich für den Traum und das Unbewusste interessiert haben und mich mit ihnen ausgetauscht. Ich habe für mich erkannt, dass der Traum keine Un‑, sondern mehr eine Über-Wirklichkeit, eine andere Form von Wirklichkeit ist, die fasziniert, weil sie sich so gänzlich den Regeln und Kontrollmechanismen des wachen Bewusstseins entzieht. Gegen Ende meines Studiums bin ich in einem Seminar auf die Theorien C. G: Jungs aufmerksam geworden, die mich sehr angesprochen haben. Ich habe mein Diplom in Kommunikationspsychologie gemacht und einen großen Teil meiner Diplomarbeit Jung, der Archetypenlehre und der Analytischen Psychologie gewidmet. Die Manifestationen dieser Ansätze in der populären Kultur faszinieren mich bis heute.
BÖS: Welcher Traum sollte für Dich Wirklichkeit werden?
Silvia Waltl: Der Traum im Traum: Dass ich eines Tages aufwache und feststelle, dass vieles von dem, was derzeit in der Welt passiert, gar nicht wirklich ist, sondern nur ein böser Traum war. Das wird ein wunderbares Erwachen und ein guter Tag.
Foto: Burghard Unteregger