Über Lite­ratur spre­chen – das Lese­fenster des BÖS 2022

Ein Bericht von Cornelia Stahl

Den Auftakt zum Lese­kreis „Lese­fenster“ – mode­riert von Cornelia Stahl – bildete das Werk  „Die Tauben von Brünn“ von Bettina Balaka. Dabei ist der Ablauf bei allen Terminen fast iden­tisch: Von 18 bis 19Uhr tauschen die Teil­neh­menden einander Lese­ein­drücke über die gemein­same Lektüre aus. Die Span­nung steigt zuneh­mend, denn in der weiten Stunde, von 19 bis 20Uhr, steht die Autorin/der Autor im Fokus und beant­wortet Fragen der Anwesenden. 

Im ersten Lese­kreis ging Bettina Balaka auf die Fragen der Teil­neh­menden zu Figuren, Motiven und Recherche ein. „Hat es die Figur Berta wirk­lich gegeben“, „Wie konnten Sie sich in die dama­lige Zeit hinein­ver­setzen?“. „Auch die Biber tauchten schon in Ihrem Buch auf“, wurde bemerkt. In der Tat spielten diese Tiere eine unter­ge­ord­nete Rolle und wurden im Natur­schutz­krimi „Dicke Biber“ (2021, Leykam-Verlag) zu Haupt­fi­guren. Die Neugier blieb an diesem Abend unge­bro­chen, bis zum Schluss. Am Ende erzählte die Autorin zudem, wie sie durch den Besuch eines Uhren­mu­seums auf die Idee einer weiteren Figur kam. Das voll­stän­dige Gespräch steht nun zum Nach­hören bereit. 

Im zweiten Lese­fenster setzten wir uns mit dem Roman „Dort. Geografie der Unruhe“ der Autorin Petra Nagen­kögel ausein­ander. Ein medi­ta­tives Buch, meinten die Teil­neh­menden, ein Werk, das sich keinem Genre zuordnen lässt. Von schönen Sätzen und präzisen Beob­ach­tungen schwärmten die Lese­rInnen. Am Ende disku­tierten wir über die Cover­ge­stal­tung und welchen Einfluss sie auf mögli­ches Kauf­ver­halten nimmt. Dass das Lesen weitere Lite­ra­tur­emp­feh­lungen nach sich zieht, ergibt sich unwei­ger­lich. Paral­lel­lek­türe, die sich, zunächst unge­wollt, plötz­lich als tref­fende Ergän­zung zur gegen­wär­tigen Lektüre erweist. In diesem Fall war es ein Zitat aus Zsuz­sanna Gahse: „Ande­rer­seits“, Salz­burger Poetik­vor­le­sung, Sonder­zahl-Verlag, 2020: 

Gegen­wärtig stehen vor allem Romane im Vorder­grund.
Dabei gibt es auch die Störe. Störe bewegen sich zwischen langen Erzähl­weisen und Gedichten, zwischen Essays und Novellen, szeni­schen Texten und Perfor­mance-Vorlagen. (…)
Jeden­falls lohnt es sich, die schil­lernden, schwer fass­baren Störe einzu­fangen.“ (S.35).