Vom Lehrer Blum und dem Herauskitzeln
Ein Interview mit Susa Hämmerle
Ausgebucht ist Susa Hämmerles Workshop ja schon seit geraumer Zeit, was zeigt: Das Schreiben mit und für Kinder ist über die Maßen attraktiv. Was unsere Dozentin daran so fasziniert und wer sie zum Anprobieren der Siebenmeilenstiefel inspiriert hat.
BÖS: Was ist am Schreiben mit / für Kinder(n) so faszinierend?
Susa Hämmerle: „Für“ und „mit“ sind auf jeden Fall zwei verschiedene Paar Schuhe. Beim Schreiben für Kinder bin ich oft mit Siebenmeilenstiefeln unterwegs, die mich ruck, zuck zurück in meine Kindheit führen. Oder durch fantastisch-surreale Landschaften. Oder in heuduftige Ferien am Bauernhof. Oder in die Hauptstadt der Sprachspielerei (die bei mir übrigens „Bechstuban“ heißt). Beim Schreiben mit Kindern trage ich meistens meine lila Turnschuhtreter. Und bin ganz im Hier und Jetzt. Keine Sekunde irgendeinen Gedanken im Kopf (höchstens mal ein didaktisch-pädagogischer, wenn ich merke, ein Kind fühlt sich nicht „abgeholt“). Dann wird meine Aufgabe die der „Herauskitzlerin“ von Fantasie und Vertrauen. Besonders faszinierend (und beglückend) an der Schreibarbeit mit Kindern ist der Augenblick, wenn ihnen sozusagen der Knopf aufgeht – und sie ihrerseits in Siebenmeilenstiefel schlüpfen.
BÖS: Welche Schwerpunkte legst du während des Workshops?
Susa Hämmerle: Spielerisch, praxisnah und bunterkunt – so würde ich das Motto meines Workshops „plakatieren“. Die Schwerpunkte sind: (Schreib-)Spiele mit allen 5 (oder 7) Sinnen; das Ausprobieren spannender und pädagogisch hilfreicher Requisiten / Materialien für Schreibwerkstätten; praktische Übungen zum Handwerk des Schreibens, wie es speziell im Bilder- und Kinderbuch erfolgversprechend ist; und – als Überbau und Kitt von allem – auch ein wenig Theorie. Diese ist von A bis Z (kurz & bündig) zusammengefasst, so quasi aus der „Praxis-Schatztruhe“ meiner 30jährigen Tätigkeit als Kinderbuchautorin gefischt. Last but not least gibt es natürlich auch Raum zum Blättern in Perlen von Kinderbüchern und für „friendly Feedback“ auf mitgebrachte und im Workshop sprachgeschnitzte Texte.
BÖS: Wie bist du zur Kinderbuchautorin geworden?
Susa Hämmerle: Angefangen hat es mit dem Lehrer Blum. Er hat uns in der 4. Klasse Volksschule zum Schreiben von Geschichten angeregt (O‑Ton: „Kiänd, schribänd doch meeh Gschichta!“) Ich dachte: „Kannst du haben!“, und kritzelte ein Heft mit einem Märchen voll. Das dem Lehrer offenbar gefiel. Denn er las es der Klasse vor – während ich mit rotem Kopf, aber doch ziemlich stolz, auf der Schulbank herumrutschte. Die weiteren Stationen hin zur Kinderbuchautorin waren das Zeichnen von skurrilen Figuren während des Telefonierens; das Schreiben von Tagebüchern, Songtexten, Gedichten … sowie gefühlten 1000 & 1 Artikeln für Magazine. Die wirkliche Initialzündung kam dann über den Auftrag, eine Kinderseite zu gestalten – von wo aus der Weg zum ersten Kinderbuch sozusagen nur noch ein Katzensprung war.
August 2020
Susa Hämmerle leitet den Workshop „Schreiben für Kinder / Schreiben mit Kindern“ am 22./23. August 2020.
Foto: Ingrid Ellhotka