Corona. Bitter. Bös (Teil 2)

Ein Corona-Tage­buch von Erika Kronabitter

2)

Mit Barbara Pumh­ösel gemailt. Sie wird es nicht schaffen nach Öster­reich zu kommen. Wegen eines Reise­gastes mit Coro­na­ver­dacht wurde heute Nacht ein Zug von Italien nach Öster­reich zwei Stunden gestoppt. In der Nacht. Barbara wird wohl am 3. März nicht bei der Lesung in der Öster­rei­chi­schen Gesell­schaft dabei sein. Was ist, wenn Öster­reich die Grenzen zu Italien sperrt, fragt sie. Was ist, wenn ich an der Grenze fest­sitze? Was ist, wenn ich nicht mehr nach Italien zurück­komme?
Wir schielen an die Grenzen. Hegen Hoff­nungen, haben Befürch­tungen.
Gestern schien sich die Lage in Öster­reich beru­higt zu haben, die Meldungen waren eher opti­mis­tisch. Dann schlechte Nach­richten: Öster­reich lässt eine deut­sche Schul­klasse aus Italien nicht einreisen, Öster­reich erwägt schär­fere Maßnahmen, Krank­heits­fälle in Emilia-Romagna, Vene­tien, die ersten Fälle im Friaul. Barbara müsste durch einige Krisen­re­gionen. Italien sagt in allen Orten Kultur­ver­an­stal­tungen ab, nur der Floren­tiner Bürger­meister öffnet sams­tags und sonn­tags gratis die Museen, um der Psychose entgegen zu arbeiten.
Die Psychose wächst mit der Anzahl der Tests.

Il giorno gio 5 mar 2020 alle ore 13:52 Erika Kronabitter <e.kronabitter@outlook.com> ha scritto:

Liebe barbara, ja ich weiss auch nicht, finde es total über­trieben. Und trotzdem ist es dann so, dass es einen nicht kalt lässt, wenn jemand hinter, neben oder vor einem in der stra­ßen­bahn oder u‑bahn so tief zu husten beginnt. bzw. trauen sich verkühlte personen schon gar nicht mehr zu husten…
Und wie du schreib­fragst: ist das alles ablen­kungs­ma­növer von den vielen wich­tigen dingen überall auf der welt? Endlich nicht para­ly­siert auf die grenzen schauen, nicht nach grie­chen­land, nicht in die türkei oder gar an die kriegs­schau­plätze denken müssen… Dazu kommen noch die verschwö­rungs­theo­rien.
Ich sende Dir herz­liche grüsse
Erika
Ps: meine waage im bade­zimmer heisst übri­gens „korona“

Erika Kronabitter, 27. März 2020

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