Lieber Bärenhunger!
Ein Beitrag von Simone Krassnitzer
Lieber Bärenhunger!
Gefühlte Tonnen an schokobraunen Eisbomben zergehen auf meiner Zunge, während meine rosenrote Dehnungstreifen auf meiner Bauchdecke meine anfänglichen Sünden nicht mehr beschönigen können. Weder das Teekocherzischen vom Detoxtee, noch das Klospülgeräusch der Abführmittel sind da noch das Allheilmittel. Um Runterspülen gibt’s ja eigentlich nichts.
Meine jugendlichen Tage werden jetzt von einem regenwolkengrauen Schleier in meinem Hirn zerfleischt. Wenn überhaupt noch Fleisch übrig wäre. Außer Fett ist nichts gewesen. Oder besser: Außer Fett nichts gefressen. Du bringst mich ans Äußerste. Jeden Tag aufs Neue presst du mir ein neues Loch in meinem Magen. Ach, könntest du dieses Bohrmaschinengeräusch doch nicht mir zuliebe endlich mal richtig anwenden. Ein Loch. Ich brauch ein Loch, um das Fett hinaustriefen zu lassen. Tropfen für Tropfen.
Du bärenmäßiges Gefühl, ich bitte dich doch nur um das, sodass ich nicht noch größere Hosen klonen muss.
In auffressender Zuneigung
Deine dir unterlegenen Simone
9. Mai 2020, Simone Krassnitzer
Dieser Beitrag entstand im Rahmen des Online-Workshops „Schreiben in Zeiten des Umbruchs“.