Schreiben an der Quelle

Texte von Karin Leroch 

Laby­rinth

Reise Reise Hecken­kreise!
Und man sieht das Ende nicht
Blät­ter­wände grün und saftig
Jung und über­fluss­be­reit
Neue Wege, alles Anfang. 

Wende Wende Hecken­wende!
Und die gelben Blüten duften
Butter­berge Spring­ins­feld
Tanze durch die Hecken­ringe
Sonne wärmt mich noch von Osten
Treffe Bienen auf dem Weg
Spinnen Vögel Blumenkelche. 

Wende Wende Hecken­wende!
Und die Sonne wandert weiter
Durst besucht mich und ich trinke
Specht betrom­melt meine Schritte
Weiter weiter, nächste Wende.

Wende Wende Kreis­um­krei­sung!
Und die Sonne wandert tiefer
Kommt die Mitte auf mich zu.
In der Mitte eine Bäumin
Schnell umarmt und schnell ein Wunsch
Stumm geflüs­tert in die Zweige
Und die Mitte macht mich staunen
Seh mich um und rieche Hecken
Blüten­duft und Spin­nen­fäden
Käfer­surren, Vögel spotten
Und ich nehm den Weg zurück.

Wende Wende Hecken­reise!
Hecken­kreise! Rund­um­run­dung!
Kühler Wind bläst sanft mein Haar weg
Aus den Augen aus dem Sinn.
Abschied Abschied
Tränen weinen Vögel spotten
Und ein Storch fliegt segelnd fort.

Wende Wende Hecken­wände!
Weiter geht die Krei­se­reise
Und die Sonne steht schon tief
Und die Hecken­blätter welken
Und ein Häher kreischt im Wipfel
Und der Specht ist längst verstummt
Endstück endet – nichts mehr da
Alles ist Vergan­gen­heit
Längst Gelebtes, längst Gehabtes,
Längst Verliebtes, längste Zeit.
Und ich kehr die Wende Wende
Wend mich um geht retour
Geh das Ganze gleich noch einmal
Folge meiner Füße Spur.

 

Gelang­weiltes Kind im Café

Ich kann schnell sein, sieh mal!
ich bin ein Zicki Zacki Hudel­busch.
Du siehst mich nicht,
Du siehst mich.
Lieber nicht,
Lieber doch.
Mich gibt’s nicht.
Ich bin ein Elfchen. Zwölf­chen.
Schmet­ter­fla­cker­fink.
Wacker­la­cker.
Ich will ein Eis.
Du bist eine fette – Hummel.
Ich bin lustig.
Du bist eine kuh – warme Milch.
Ich mag Milch.
Ich will jetzt Milch.
Jetzt jetzt jetzt.
Ich bin ein Rehlein Blählein.
Ich mag nicht.
Ich mag dich nicht – ange­patzt – schon wieder!
Und jetzt schon wieder.
Schau mal, schau!
Lang­wei­lige Ziege –nbäll­chen­mol­ken­pud­ding.
Schwud­ding.
Kugel­ha­gel­magel.
Was ist da jetzt vorbei­ge­fahren, hast du das gesehen,
da da da ist es jetzt!
Jetzt schau schnell!
Da! Dreh jetzt den Kopf!
Nein, es ist weg.
Weiß ich nicht mehr.
Was war? Wieso?
Nein.
Nein nein nein!
NE A IN
NÖ KA SIN
MO KA SIN
MO KA BOHN
KA KA BOHN
KA KI BUH.
Wieso?
Ich bin eine Prin­zessin, und wenn ich bei der Oma bin, zieh ich mein
langes Rüschen­nacht­hemd an und spiel mit ihr Frosch.
Frosch! Nicht Frosch­könig!
Frosch geht so, ich zeigs dir:
Blööööh!
Au!
Warum hast du keine Warze?
Warum kennst du keine Quarze?
Warum isst du keine Hunde,
Warum fährst du keine Runde,
Warum stinkst du aus dem Munde,
Warum verlierst du keine Pfunde.
Der Mann dort hat keinen Hinter­kopf.
Warum hat er keinen Hinter­kopf?
Hat er alles im Vorder­kopf?
Fragst du ihn bitte?
Warum nicht?
Ich will noch nicht gehen ich will noch nicht gehen ich will noch nicht gehen!
Ich erschieß dich!
Ich mach alles voller Smar­ties!
Lass mich mein Krokodil tragen.

 

Die Texte von Karin Leroch ist im Sommer­work­shop „Schreiben an der Quelle“ mit Cornelia Stahl entstanden.