Schreiben mit Kindern, Schreiben für Kinder
Texte von Elke Baribeaud, Christian G. Majer, Annemarie Hönigsberger und Ursula Schwarz
Elke Baribeaud
Ein Flutschgedicht mit Frühling
Am 7. März
schlägt mein Herz
schon im
Frühlingstakte.
Die Krokusse
gelb und blau
Zwinkern mir zu.
Wir sind glücklich!
Und du?
Elfchen
Schrecklich
Der Friedhof
Er ist still
Ich weine wieder
Tröste mich
Christian G. Majer
Menschen kochen in meinem Bauch
Ich bin ein Haus. Nicht so besonders groß. Aber groß genug, dass zehn Familien Platz haben. Jede Familie hat eine eigene Wohnung. Insgesamt habe ich zwei Stockwerke. Je drei Familien in einem Stockwerk. Genau, du hast richtig gerechnet. Die zehnte Familie wohnt im Dachgeschoß. Jede Familie hat Kinder. Außer die Hubers im Erdgeschoss. Da sind die Kinder schon groß, und sie sind vor ein paar Jahren ausgezogen. Die haben jetzt selber eine Wohnung für sich. Alle Menschen, die hier bei mir wohnen, sind lustig. Das finde ich jedenfalls. Sie lachen viel und haben Spaß. Ich finde es auch lustig, was sie so an unterschiedlichen Speisen kochen. Die Karin Müller im 2. Stock ist Mama von Zwillingen. Die Kinder sind gerade sieben Jahre alt. Zwei Mädchen: Anna und Julia. Karin muss ihnen jeden zweiten Tag Spagetti kochen. Einmal mit roter Soße, dann wieder mit Bolognese. Am liebsten essen sie aber Spagetti Carbonara. Dazu gibt dann entweder einen grünen Salat, Linsen oder einen Roten Rüben Salat. Damit die Vitamine nicht zu kurz kommen. Denn Vitamine sind wichtig und machen lustig.
Die Hausers wohnen auch im Erdgeschoss, und die kochen oft Schnitzel. Wiener Schnitzel vom Schwein mit selbstgemachten Pommes. Peter Hauser ist Schriftsteller und arbeitet zu Hause. Er nimmt sich gerne die Zeit, die Erdäpfel zu schälen, dann zerschneidet er sie in möglichst gleich große Stücke. Das Fleisch hält er vor dem Klopfen unters Wasser. Ich finde es immer lustig, wenn Peter Hauser die Fleischstücke flachklopft. Das kitzelt immer ein wenig, wenn meine Wände vibrieren. Dann schneidet er die Fettstücke weg und lässt sie auf den Boden fallen. Minnie freut sich immer sehr darüber. Minnie ist ein junger Labradudel. Sie ist ganz weiß, bis auf ein paar braune Haarsteifen. Mich erinnert sie an Fuchur, den freundlichen Drachen aus der unendlichen Geschichte. Sie ist immer gut drauf und freut sich jedes Mal, wenn Peters Frau Maria und der Sohn Freddy nach Hause kommen. Egal wie lange sie weg waren. Auch wenn es nur 5 Minuten waren. Das finde ich voll lustig.
Im erste Stock wohnt die Familie Holzwurm. Den Namen finde ich voll lustig. Der Wurm im Holz. Sabine kocht am liebsten Ham & Eggs. Das isst sie gerne in der Früh, aber auch am Abend mit ihrer Familie, wenn alle zu Hause sind. Sie lässt sich dafür Zeit und hört gerne klassische Musik. Meisten J.S. Bach. Ich mag die Klavierkonzerte am liebsten. Wenn alles fertig ist, dann macht Sabine oft ein Smilie aus den Eidottern. Mit Ketchup. Diese lustigen Gesichter serviert sie dann mit Freude und Stolz. Das finden alle lustig und schmatzen dann mit Genuss.
Steckbrief „Kleiner Bär“
Ich bin Kleiner Bär. Meinen offiziellen Bärennamen „Bärtonius der III“ verwendet eigentlich niemand. Nicht einmal meine Großbäreneltern. Ich liebe Honigeis und tolle gerne im Wald herum. Am liebsten spiele ich mit Mausepeter und seinen Freuden Verstecken-Fangen. Ich bin 1,5 Jahre alt, was für einen Bären schon ein stattliches Alter ist. Nur meine Eltern sehen das nicht so. Ich habe noch nicht einmal ein eigenes Bär-Phone. Geschwister habe ich keine. Was ein wenig mühsam ist, denn meine Eltern konzentrieren sich nur auf mich. Sind quasi Adler-Eltern, die dauernd über mir und meinem Tun kreisen. Komme mir oft etwas überbehütet vor. Wenn ich einmal groß bin und eigene Bärenkinder habe, werde ich viel relaxter sein. So wie meine Bären-Tante. Meine Eltern sagen immer, sie ein ausgeflipptes Fell. Rennt meist mit eingeflochtenen Löwenzahnblüten oder Gänseblümchen herum. Und lebt ganz alleine. Sie ist sehr panzipiert. Und sie mag auch alle anderen Tiere im Wald. So wie ich. Ich mag ihre libertale Einstellung. Ich bin auch offen für Neues, für Fortstritt und für Bärnovationen. Schule finde ich doof. Ich lese lieber Buchrinden. Ich finde, wir sollten alle viel mehr lesen. Es braucht noch mehr Auferklärungen. Die bringen dann erst einen wirklichen Waldfrieden. Vielleicht bewerbe ich mich mal im Waldrat. Aber dafür bin ich noch viel zu klein, sagen meine Bäreneltern.
Annemarie Hönigsberger
SO GEHT‘S AUCH
Zwei Musifanten,
Die sich gut kannten,
Tun sich bequemen,
Um Platz zu nehmen
Da sagt der Eine: „Weißt du auch,
Dass Planks sehr gut sind für den Bauch?
Denn eine Studie soll belegen,
Dass sie die Muskelkraft anregen.“
Der Andre schaut ziemlich erschrocken,
Will er doch nur kurz niederhocken.
Hält garnichts von den Fitness‑g‘schichten,
Die ihm zum Sport vielleicht verpflichten.
Drum lässt die Planks er lieber sein,
Nimmt Herz, das Bockerl und den Stein
…und geht.
Den Freund lässt er allein zurück
Ein Musifant im Sportlerglück!
WARUM (Elfchen)
Fies
Der Regen zerstört die Frisur
Ich muss zum Ball
Topmodell-Qual
VORBEI
Ich bin eine Wolke.
Eigentlich bin ich eine Tränenwolke!
Jetzt fragst du dich sicher, wie das möglich ist?
Nun…ich weiß es nicht, ich war es plötzlich.
Tränenwolken sammeln die Tränen aller, die nicht weinen können. Es gibt so viele davon!
Nun bin ich dick. Ich fliege über ein Haus, in dem lustige Menschen wohnen. Sie kochen und lesen gemeinsam. Aber die Tränen, sie drücken mich so…
Ich bin eine Kerze.
Eigentlich bin ich eine Duftkerze! Ich rieche nach Honig.
Ich stehe auf dem Gartentisch.
Lustige Menschen kochen und lesen gemeinsam. Sie lieben meinen Duft.
Ich verbrenne die Sorgen. Ich bringe das Glück!
Da wird die Kerze von einem heftigen Regenschwall gelöscht.
DER KLUGE DACKEL (gemeinsam mit Elke Baribeaud)
Tierspuren eines Dackels führen durch das Vergissmeinnicht-Beet im Park, zu der wackeligen Bank. Davor steht ein kleines Mädchen mit einem Luftballon und staunt: „Wem gehören nur die rote Tasche mit der violetten Mappe und die Banane auf der wackeligen Bank?“
„Die gehören mir!“, ruft der Dackel.
MIT S
Sieben saftige Salzzitronen sonnten sich sorglos sonntags, sie schmolzen: schauderhaft stinkender Schalenschleim!
Ursula Schwarz
Haiku zu A.D.I.E.U.
Gehst du heute heim
musst nicht allzu traurig sein
Sag noch schnell Adieu
Langer Satz mit “S”
Sonntags stibitzen sieben sabbernde Säbelzahntiger sechs sanften Smaragdeidechsen siegreich samtweiche, sonnengelbe Semmeln.
Elfchen
Herrlich
Das Meer.
Es rauscht sanft.
Ich atme tief ein.
Frieden
Akrostichon zu U.R.S.U.L.A
Uschi reimt ständig unsinnige, lustige Abenteuergedichte.
Flutschgedicht zum Tag
Sonne am Balkon
Brille braucht man schon.
Tratschen, fluchen, Katzen suchen.
Blendender, heller Schein
Frühling
s’wird wunderbar sein.
Die Texte sind in Susa Hämmerles Schreibworkshop “Schreiben mit Kindern, Schreiben für Kinder” entstanden.