Würde ich schreiben …

Ein Text von Ruth Mairvongrasspeinten

Würde ich schreiben, ich schriebe meine Schreie, ich schrie mein Schreiben in die Welt.
Würde ich schreiben, ich schriebe schon gestern die Welten von morgen.
Würde ich schreiben, ich zerschriebe den Krieg – den Krieg mit Schreiben besiegen – ich würde schreiben Tag und Nacht, die Sekunden dehnen, ausnutzen, ausfüllen, sie mit Buch­staben füllen, mit Frieden und Schön­heit.
Würde ich schreiben von der Seele die Wehen der Zeit, die Klagen des Unsag­baren, die Tiefen der Abgründe, würde ich schreiben meine Gedanken wie Tinte durch meine Adern flie­ßend, die Winkeln des Gehirns umgar­nend, das Herz umar­mend, die Beine umstrei­chend, den Bauch umkrei­send, die Arme umwi­ckelnd, durch die Finger, auf das Papier.
Da lägen sie die Worte geschrieben, gekrit­zelt für die Ewig­keit, die bis morgen dauert.
Morgen würde ich schreiben, von der vergan­genen Vergan­gen­heit, vergessen und verzagt, im Sande verweht, im Winde geschrieben die Schreie der Welt.”

Ruth Mair­von­grass­peinten ist Teil­neh­merin des Lehr­gangs „Schreib­päda­gogik“ 2022/2023.