Bis ans Ende, Marie – Barbara Rieger
Eine Buchrezension von Petra Ganglbauer
Ein packendes und dennoch akribisch gemachtes Romandebüt legt die Autorin und Schreibpädagogin Barbara Rieger vor.
Beispiellos rasant, dynamisch und reflektiert erzählt sie die Geschichte einer Freundschaft zweier Frauen dergestalt, dass sich das Buch durchaus auf unterschiedliche Arten lesen und interpretieren lässt. Die Ich-Erzählerin fühlt sich von Marie gleichermaßen angezogen wie vor den Kopf gestoßen, denn diese repräsentiert als Frau alles, was die Protagonistin nicht zu sein wagt. Sie lebt aus, was ihren (erotischen) Bedürfnissen entspricht und fordert das gleichermaßen von der Protagonistin. Diese jedoch findet sich angesichts dieses äußerst selbstbewussten Umgangs mit Erotik meist ratlos und schüchtern daneben.
Die Autorin changiert zwischen Facetten aus Wirklichkeit und Imagination, Traumsphären und Tag-Bewusstsein. Das Buch, dramaturgisch ausgereift, ist spannend bis zum Ende – und dieses kommt in der Tat wie ein Knalleffekt daher.
Es mag durchaus sein, dass Marie ein Alter Ego der Ich-Erzählerin ist, die nur durch diese Figur imstande ist, das auszuleben oder ausleben zu lassen, was sie selbst zwar sehnlichst erwünscht, jedoch nicht zu realisieren wagt. Am Ende des Romans zeichnet sich nämlich so etwas wie eine Ganzwerdung der Protagonistin ab, die Marie gewissermaßen überflüssig macht.
Ein literarisch äußerst empfehlenswertes Buch, das mutig und unbeirrt auch die Auseinandersetzung mit Körperlichkeit und Sexualität aufnimmt!
Petra Ganglbauer, Juli 2018
Für die Rezensionen sind die jeweiligen VerfasserInnen verantwortlich.
Barbara Rieger: Bis ans Ende, Marie
Wien: Kremayr & Scheriau, 2018
208 Seiten
EUR 19,90
ISBN: 978–3‑218–01120‑4