Buch­tipps für den Herbst

Eine Auswahl von Petra Ganglbauer

Rasanz des Unhaltbaren

Patricia Brooks: BUKAREST BISTRO. Gedichte. Edition nikra, Siern­dorf, 2022.

Eine uner­schüt­ter­liche Bewegt­heit durch­zieht diesen Gedicht­band, eine Reise quer durch Länder, Städte und die Seele. Patricia Brooks erzeugt einen gezielt unnach­gie­bigen lyri­schen Sog, indem sie Inten­sität, Leiden­schaft für das Leben, die Liebe und glei­cher­maßen Endlich­keit schil­dert. „Wander­schaft / auf luftigen Straßen“ heißt es etwa und an anderer Stelle „die Notwen­dig­keit / sie duldet / keinen Aufschub“ („Lover­is­land).
Das Span­nende ist, dass die Autorin anhand ganz konkreter, äußerst plas­ti­scher Szenen von Situa­tionen und Augen­bli­cken spricht, die nicht fest­zu­ma­chen, fest­zu­halten sind: „“und bringt das Herz / zum Leuchten / für einen Augen­blick / und dann / auch wieder nicht / es ist kein sicherer Ort / nur einer den uns keiner / nehmen kann“ (Zwie­licht­zone)

Etwas Ungreif­bares, ein Fluidum umgibt auch das von Gerald Nigl gestal­tete Cover­bild „farb:Bild-Landschaft“. Er ist auch der Editor dieser achtsam gestal­teten Lyrik-Reihe.

Lyrik als Levitation

Ange­lika Stall­hofer: Stille Kometen. Gedichte. MIt Illus­tra­tionen von Andrea Zámbori. Edition ch, Wien, 2022.

Ein jedes kreist auf seiner Bahn
So viel­leicht könnte man sich den vorlie­genden Gedichten gedank­lich nähern: Ange­lika Stall­hofer demons­triert mit bewusst gesetzten spar­samen Mitteln (aus Leere und Wort), wie sich Welt-Erfah­rung – also Ich-Erfah­rung – ohne jenes verbale Brim­bo­rium, dem wir täglich ausge­lie­fert sind, lite­ra­risch umsetzen lässt.

Ich will allein sein / mit der Nacht“ heißt es in „Vier Augen“oder „viel­leicht bin ich / nur geträumt“ in „Herkunft“. Zart sind diese Gedichte alle, dennoch gesellen sich einige dazu, die etwas dichter gebaut sind; schlüs­si­ger­weise etwa „Atropa bella­donna“. Sie wirken entschie­dener: „es heißt / wir würden /keine Verhöre bestehen / keine Störung ertragen.“ („Schein“). In diesen letzt­ge­nannten Gedichten beispiels­weise wird die Andeu­tung, wird das Unde­fi­nier­bare durch eine Art „Wissen“ ersetzt: „Dich liebe ich / wie das Wort Fasan“.

In anspre­chend korre­spon­die­render Weise sind die Illus­tra­tionen von Andrea Zámbori gestaltet.