Der Welt eine neue Wirk­lich­keit geben. Femi­nis­ti­sche und queer­theo­re­ti­sche Inter­ven­tionen – Hannah Fitsch, Inka Greu­sing (Hrsg) u.a.

Eine Rezen­sion von Cornelia Stahl

Femi­nis­ti­sche Visionen soli­da­ri­schen Forschens und Zusammenlebens

Im einlei­tenden Kapitel vorlie­gender Antho­logie rücken die Heraus­ge­be­rinnen die Revo­lu­tio­närin und Schrift­stel­lerin Olymp de Gouges in den Fokus, die 1791 die Gleich­stel­lung von Mann und Frau in ihrer Dekla­ra­tion „Erklä­rung der Rechte der Frau und Bürgerin“ der fran­zö­si­schen Natio­nal­ver­samm­lung zur Abstim­mung vorlegte (S.11).
Über viele Jahre gerieten de Gouges‘ Forde­rungen in Verges­sen­heit und gewannen erst wieder mit Erstarken der Frau­en­be­we­gung in den 1970er Jahren in Europa an Bedeu­tung.
Der Sammel­band wissen­schaft­li­cher Aufsätze glie­dert sich in zwei Haupt­teile.
Drei­und­zwanzig deutsch- und englisch­spra­chige Autor­innen loten in ihren Beiträgen Möglich­keiten femi­nis­ti­schen Handelns aus, so zum Beispiel Beate Binder mit ihrem Ansatz des „Verwandt-Machens als Stra­tegie des soli­da­ri­schen Forschens“ (S.35). Hanna Hacker erin­nert an lesbi­sche Lebens­weisen und zugleich an die verstor­bene Monique Wittig.
Ausein­an­der­set­zung um weib­liche Diskri­mi­nie­rungen, Zuschrei­bungen und Lücken, die das weib­liche Narrativ an den Rand drängen, bilden den roten Faden, der alle Texte mitein­ander verbindet.
Im zweiten Teil des Buches setzen sich die Autor­innen mit Femi­nis­ti­scher und Kriti­scher Theorie ausein­ander und heben im Bereich der Inter­sek­tio­na­lität die Bedeu­tung von Klasse und Geschlecht im Kontext von Hege­monie und Herr­schaft hervor.
Vorlie­gendes Kompen­dium enthält einen Mix aus Beiträgen zur Gender-Forschung und zum femi­nis­ti­schen Akti­vismus und versucht, Antworten auf eine verän­derte Welt zu geben. Sprach­lich bleiben die Texte im wissen­schaft­li­chen Duktus. Sasha Mari­anna Salz­mann zitiert in ihrem Beitrag Hannah Arendt: Mensch­lich­keit erweist sich in der Freund­schaft, nicht in der Brüder­lich­keit. Ein Gedanke, der sich als Folie über das vorlie­gende Gesamt­werk legt und als Hand­lungs­ma­xime gedeutet werden kann.

 

Cornelia Stahl, Jänner 2023

Für die Rezen­sionen sind die jewei­ligen Verfas­se­rInnen verantwortlich.

 

Hannah Fitsch, Inka Greu­sing (Hrsg.): Der Welt eine neue Wirk­lich­keit geben. Femi­nis­ti­sche und queer­theo­re­ti­sche Inter­ven­tionen
Biele­feld: tran­script Verlag  2022 
285 Seiten
29 EURO (D)
ISBN: 978–3- 8376–6168‑2

 

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