Mauern – Paul Auer

Eine Rezen­sion von Luis Stabauer

Die dritte Dimen­sion des auto­fik­tio­nalen Schreibens

Paul Auer hat einen enorm krea­tiven Roman veröf­fent­licht, sowohl sprach­lich als auch inhalt­lich.
Figuren aus früheren Romanen kommen vor und auch er selbst. Die Haupt­fi­guren sind aller­dings neu und sorgen für Über­ra­schungen. Joshua findet in der Ich-Perspek­tive einiges, was ihm weiter­hilft, einiges, das ihn bremst und viele, die mit seiner Persön­lich­keit zu tun haben. Luis, der Leib­haf­tige, Judith, dessen Freundin, Finn, der Junge als Opfer, eine Katze und einige mehr sollten ihm helfen, seine Carmen wieder­zu­ge­winnen.
„Die Toten werden lebendig, die Verschwun­denen zurück­kommen, die Verbit­terten froh; ich werde gott­gleich sein, und muss dafür nur eines tun – das Welt­buch schreiben“, meinte Joshua, nachdem er aus dem Wohn­loch, mit seiner roten Olivetti Schreib­ma­schine, in eine Maiso­nette über den Dächern des ersten Bezirkes in Wien über­sie­delt war.
Judith war eine Über­ra­schung: „Ein Geruch der Gebor­gen­heit verspricht in dieser Welt. Ich atmete tief ein.“
Carmen war ohne Ankün­di­gung aus seinem Leben verschwunden.
Luis verspricht ihm, sie wieder­zu­bringen, wenn, ja wenn Joshua das Welt­buch schreibt. Über ihn, über seinen Sturz aus dem Himmel und die Lite­r­a­ri­sie­rung seiner Trau­rig­keit. Der Pakt will gelebt, besser geschrieben werden. Luis hatte doch von den Empa­thi­schen Welt­ver­bes­se­rern erzählt, den Ems, er hat es gewusst: „Menschen sind grausam und für ihren Vorteil zu allem bereit.“
Joshua will kein Barbar sein, auch die Fliege am Katzen­futter nicht ermorden.
„Der Bettler, der im Luxus badet.“… „Du wirst über den Dingen stehen, Weit­blick haben, zu den Privi­le­gierten zählen, ange­kommen sein.“, versucht ihn auch sein Freund und Em, Winter, zu moti­vieren, das Welt­buch zu schreiben. Wer wird den inneren Kampf gewinnen?
Joshua liegt mit der Russen­haube seines Groß­va­ters in der Hänge­matte. Ob Carmen wieder­kommt oder im Wohn­loch auf ihn wartet – oder?
Der Septime Verlag steht einmal mehr für gute Lite­ratur und fördert mit Paul Auer eine Dichter-Perle.

 

Luis Stabauer, Dezember 2022

Für die Rezen­sionen sind die jewei­ligen Verfas­se­rInnen verantwortlich.

 

Paul Auer: Mauern
Wien: Septime Verlag 2022
168 Seiten
20 EUR
ISBN: ISBN: 3991200147 

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