Krötentage – Katharina J. Ferner
Eine Rezension von Cornelia Stahl
Sich in Lustgärten der Liebe verknoten
Natur- und Liebesphänomene lassen uns erstaunen, hinterlassen bleibende Eindrücke, die noch Jahre später in uns nachwirken.
In ihrem aktuellen Lyrikband „Krötentage“ umkreist die Salzburger Autorin Katharina J. Ferner Mensch und Natur, erzeugt eine Analogie zwischen ihnen und findet eine bildhafte Sprache, wie das Eingangsgedicht verdeutlicht:
grasknäul im vorspann
verknoten sich zum lustgarten, S.8.
Wetterkapriolen oder Naturphänomene tauchen in Ferners Lyrik unvermittelt auf und werden mit Handlungsoptionen verknotet:
manchmal muss man sich in den gegenwind stemmen
um irgendwo anzukommen, S.29.
In fast allen (titellosen) Gedichten wird ein DU angesprochen, das jedoch nicht identisch ist mit einer Figur, sondern mehrere Personen umgarnt, wie folgendes Beispiel zeigt:
bist mein funkenflug (…)
immer noch wie damals
als wir uns die städte
an Bahnhöfen teilten, S.31.
Ferner projiziert Sehnsüchte auf Menschen und Städte gleichermaßen:
tage an denen ich lieber in berlin wohnen würde
und mit menschen frühstücken die auch unausgeschlafen
eleganz an den tag legen, S.38.
Ihre Sprache kommt leichtfüßig daher und verzichtet auf Herz-Schmerz-Formulierungen. Die Autorin kreiert eigene Variationen, um den unterschiedlichen Spielarten der Liebe: mal zur Natur, mal zu Menschen und/oder geographischen Orten, Ausdruck zu verleihen:
herzzustand: flattrig,
limonade im starobrno-krug serviert, S.80.
Gegen Ende des Gedichtbandes (S.82) zieht Ferner Verbindungslinien zwischen Anfang und Ende, verknotet Liebende und Naturwiederholt miteinander.
krötentage (…)
lassen den regen über ihre
runzlingweichen körper laufen (…)
kurzer kusskonflikt
krötenschieflage
voila!
Liebe lässt sich nicht vorhersagen. Ebenso wenig der Ausgang in Ferners Lyrikversen: Sie halten unvorhersehbare Momente und Wendungen bereit: Wer rechnet schon mit einem
brünner krokodil ?, S.83.
Lassen Sie sich überraschen: von der Liebe und von Katharina J. Ferners unkonventioneller Liebeslyrik!
Cornelia Stahl, Juni 2023
Für die Rezensionen sind die jeweiligen VerfasserInnen verantwortlich.
Katharina J. Ferner. „Krötentage“
Innsbruck-Wien: Limbus Verlag 2022
96 Seiten
15 Euro
ISBN: 978–3‑99039–219‑5
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