Übers Schreiben sprechen. 18 Positionen österreichischer Gegenwartsliteratur – Brigitte Schwens-Harrant
Eine Rezension von Cornelia Stahl
Im Schreiben Verwandlung erfahren
Wer kennt nicht den Ärger über Rezensent*innen oder Literaturkritiker*innen, die literarische Werke „verreißen“! Wut statt Wohlwollen breitet sich dann aus.
Brigitte Schwens-Harrant, Literaturkritikerin und Feuilletonchefin der Wochenzeitung Die Furche führte von 2015 – 2021 achtzehn Werkstattgespräche mit österreichischen Autor*innen, wohlwollende! Davon zeugt der vorliegende Band.
Literarische Größen wie Bettina Baláka, Laura Freudenthaler, Sabine Gruber, Semier Insayif, Julya Rabinowich, Andrea Winkler, Ferdinand Schmatz und andere kommen darin zur Sprache: über das eigenen Schreiben und die Mühen des Literaturbetriebes.
Die Gespräche, öffentlich geführt, geben Auskunft zu biografischen Besonderheiten des Autors/der Autorin und den Entstehungszusammenhängen ihrer Werke.
Andrea Winkler spricht von (Ver)Wandlung, die während des Schreibens passiert: Ich merke (…), dass ich von Buch zu Buch woanders in mir selber hinkomme (S.261).
In den Statements der Autor*innen spiegeln sich poetologische Fragen wider. Andererseits loten sie den Zustand gegenwärtiger europäischer Literatur aus und gehen über herkömmliche Positionspapiere und Lehrwerke zum „Handwerk des Schreibens“ hinaus.
In den von Offenheit getragenen Dialogen schwingt eine immanente Kritik an der Schnelllebigkeit und Ökonomisierung des Literaturbetriebes mit, die Ferdinand Schmatz expliziert in Worte fasst: Kaum ist das eine Buch da, ist es auch aufgrund dieser massenhaften Produktionsflut schon wieder weg (S.187). Thomas Stangl hingegen hebt das Potential von Literatur hervor, die es ermöglicht, eine Art von Gegenwartsraum zu schaffen, in dem verschiedene Zeitebenen einander begegnen (S.207).
Brigitte Schwens-Harrant ist seit 2020 Jurorin beim „Bachmannpreis“, bei den jährlich stattfindenden Tagen der deutschsprachigen Literatur in Klagenfurt.
2015 erhielt sie den „Österreichischen Staatspreis für Literaturkritik“.
Cornelia Stahl, Oktober 2022
Für die Rezensionen sind die jeweiligen VerfasserInnen verantwortlich.
Brigitte Schwens-Harrant: Übers Schreiben sprechen.
18 Positionen österreichischer Gegenwartsliteratur.
Wien: Sonderzahl Verlag. 2022
268 Seiten
25 EURO
ISBN: 9783854495987
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