Das Leben feiern
Ein Interview mit Erika Kronabitter und Cornelia Stahl
Der Berufsverband Österreichischer SchreibpädagogInnen hat nicht nur einen neuen Präsidenten, sondern auch eine neue, doppelköpfige Lehrgangsleitung. Wir haben mit Erika Kronabitter und Cornelia Stahl über die Gegenwart und Zukunft gesprochen.
BÖS: Beim BÖS ist ein neues Zeitalter angebrochen: neue Präsidentschaft, neue Lehrgangsleitung. Was bedeutet das für die Zukunft der Schreibpädagogik?
Cornelia Stahl: Der Berufsverband besteht seit fast zwanzig Jahren, und ich denke, wir können die existierenden Strukturen nutzen, um den Nutzer*innen/ Teilnehmer*innen weiterhin qualitativ hochwertige Workshops und Seminare anbieten zu können.
Es wird sich mit der Zeit herauskristallisieren, in welche Richtung sich der Berufsverband weiterentwickeln wird. Ich blicke da weniger in die Zukunft, sondern betrachte mir die Gegenwart genauer mit all ihren Einflussfaktoren.
Wichtig erscheint mir nach wie vor, gemeinsam an einem roten Faden zu arbeiten und gemeinsame Ziele zu verfolgen. „Arbeit und Struktur“ – der Buchtitel von Wolfgang Herrndorf – diente mir schon oft als Leitmotiv in meiner täglichen Arbeit. Ein weiteres lautet: „Das Leben feiern“, denn neben dem Arbeiten soll die Lust am Leben in den Mittelpunkt rücken. Ein Fest „20 Jahre BÖS“ – das ist mit Vorfreude auf´s Jahr 2024 verbunden!
Erika Kronabitter: „Das Leben feiern“ – ich stimme vollkommen mit Conny überein. Wir feiern das gute Miteinander, die gute Stimmung innerhalb der Kolleg*innennschaft, aber auch die Freude, dass wir eine solch vielfältige, multikreative Ausbildung bieten können. Der BÖS ist einzigartig in Österreich, die Ausbildung zur Schreibpädagog*in kann nicht nur den/die Einzelne/n, sondern die Gesellschaft positiv verändern. Wir wollen Menschen den bewussten Umgang mit Sprache und Wirklichkeit sowie den Zugang zu einer Fülle an kreativen Möglichkeiten eröffnen. Das Feedback der Lehrgangsteilnehmer*innen bestärkt uns, das Autor*innensein und pädagogische Studien auch weiterhin gleichwertig bei der Ausbildung im Fokus behalten.
BÖS: Wie ist eure Geschichte beim BÖS?
Cornelia Stahl: Im Jahr 2020/21 habe ich den Lehrgang Schreibpädagogik absolviert, und der langjährigen BÖS-Präsidentin Petra Ganglbauer verdanke ich sehr viel.
Vor dem Lesen kommt das Schreiben. Für mich spielt Literatur eine tragende Rolle, um ins eigene Schreiben zu kommen. In meinem Lesekreis „Lesefenster“ öffne ich Fenster zur Welt, in der die Teilnehmer*innen die einmalige Möglichkeit erhalten, mit Autor*innen ins Gespräch zu kommen. Gäste werden zu Interviewer*innen, und das bringt nicht nur neue Erkenntnisse hervor. Es sind anregende, intensive Abende, an denen wir manchmal die Zeit vergessen.
Erika Kronabitter: Es war Petra Ganglbauer, die mich einerseits als Autorin, andererseits aber auch als Workshopleiterin bereits kannte und deren Ruf ich gefolgt bin. Meine Workshops und Moduleinheiten stecken einen breiten Rahmen ab, es sind teils spielerisch-kreative Zugänge, aber auch Einheiten, welche den persönlichen Bereich betreffen. Selbst interessiere ich mich ebenso für die Themen und Inhalte der Kolleg*innen und ihre Arbeitsweise.
BÖS:Was können sich zukünftige Teilnehmende am Lehrgang “Schreibpädagogik” erwarten?
Cornelia Stahl: Ich denke, wir bieten ein breites, vielfältiges Angebot an, das die Teilnehmenden für sich sehr gut nutzen können. Natürlich setze ich als Dozentin voraus, dass jeder/jede mit Begeisterung, Empathie und Engagement in den Lehrgang einsteigt beziehungsweise die jeweiligen Workshops besucht. Wir lernen in den Gruppen auch sehr viel voneinander. Das habe ich damals als Teilnehmerin in meinem Lehrgang erfahren. Und diese Erfahrung trägt mich bis in die Gegenwart.
Erika Kronabitter: Ehemalige Lehrgangsteilnehmerinnen erzählen von Schlüsselerlebnissen im Lehrgang, die ihr Leben entscheidend geprägt und Berufsentscheidungen bestimmt haben. Manche*r Absolvent*in berichtet davon, dass sie über den Lehrgang zur Erkenntnis gekommen sind, Literatur nicht nur zu lieben, sondern auch selbst in eine Schreibliebe gefallen zu sein. Künftige Teilnehmende können also mit einschneidenden Erkenntnissen rechnen, die einer Welterkenntnis gleichkommen.
Fotos: Peter Bosch und Alex Stahl