Das war der 2. Literatursalon im BÖS-Atelier (3. Juni 2023)
Ein Bericht von Tobias March
Für Petra Ganglbauer und Elke Steiner war der Literatursalon eine kleine Heimkehr ins BÖS-Atelier, für Katharina J. Ferner eine Premiere. Durch den Abend führte Cornelia Stahl.
Der Literatursalon startete mit der Salzburger Schriftstellerin Katharina J. Ferner.
Sie las aus ihrem neusten Band „Krötentage“. Ihre Liebeslyrik ist ausdrucksstark.
Brünner Krokodil scharrt und schürpt mit den Kröten.
„Du wärst gerne mutiger, ich schwindelfrei.”
„Schreibe dir ein Gedicht hinter die Ohren.” Ihre „Geheimgedichte” berühren. „Barfuß durch nassen Tau” folgen wir dem lyrischen Ich überallhin. Bis in die Nacht, hinter den Vorhang. Wir folgen in den zweiten Teil, zu den „vergnügten Verküssungen”.
Das Du wird angesprochen. Ein Du mit Tennissocken. „[Du] Holst mir den Nebel von den Schläfen.“
Im dritten Teil geht’s in die Natur und in den Dialekt. „A zuckersüaßes Goscherl” fragt, „wast du was Gspusi überhaupt hoast”?
Als zweite Schriftstellerin las die burgenländische Autorin und Schreibpädagogin Elke Steiner, die den Lehrgang „Schreibpädagogik“ absolviert hat. Sie gab Auszüge aus ihrem Roman „Die Frau im Atelier“ (Keiper, 2021) zum Besten.
Marius hofft, dass er Adele so malen kann, wie er sie gesehen hat, als sie noch gelebt hat. Als sie Hand in Hand über Gehsteige und Wiesen liefen.
Marius lebt sehr zurückgezogen. „Die Frau passt nicht hierher. Ocker, mit viel Elfenbein. Neben seinem Gin, steht ihr Glas.” Sie will sich hemmungslos betrinken. Marius sagt: „Ich habe Zwänge und ein körperliches Problem. Ich bin kein Mann, den man haben möchte.” Am Schluss tauchen wir ab in die Vergangenheit des Protagonisten. Marius möchte die Mama aufwecken, doch sie regt sich nicht und bleibt stumm.
Den Abschluss der Lesung bildete die Autorin Petra Ganglbauer. Die ehemalige Präsidentin des BÖS (Danke nochmals an dieser Stelle!) überzeugte einmal mehr mit ihrem neuen Lyrikband „Aschengeheimnis“ (Edition Melos, 2023). Es geht um die Seele, das Innen und Außen. Ganglbauer sagt: „Es ist ein Lebensthema, die Auseinandersetzung mit Krieg, Leid, Menschen, Vernichtung, Tod.“
In „Aschengeheimnis“ funkelt es. Wir alle müssen Federn lassen. Das lyrische Ich nimmt uns mit. Nicht einmal hinter dem Himmel sind wir freier. Die Last des Vergessens bedrückt uns. Wir verlesen und gehen nicht einmal zugrunde. In Täuschungen wiederholen wir uns selbst, im Gezeter leer gewordener Sonnen.
In Teil zwei geht das Angstauge vor uns her. Wir bin ich dann noch, in meinen Worten. Wenn du deine Inversion betreibst, bin ich dann nicht lebend, nicht tot? So leer und grell ist die Welt.
In Teil drei, ein einziges Gedicht. Die Tage setzen uns wieder zusammen. Unsere Köpfe halten Ausschau. Ein allerseltsamster Traum. Endlich wieder der Tod als Tod. Tiere, Tiere sind Tiere.
Am Ende eine Hinwendung zu Naturgedichten, insbesondere zu dem Gedicht „Klatschmohn“.
Dem zitternden Objekt folgen. Die fliegende, zahm gewordene Zwischenzeit. Mein Klatschmohngesicht. Mein Grasgesicht. Reißt dem Blau des Himmels den Sinn aus. Mein Pfingstrosengesicht. Liebesform und Speichermedium. Der Multigipfel des Lebens. Mein Lavendelgesicht. Mein Butterblumengesicht. Oder nicht? Feinster Druck in der Samenglocke. Bläue Tiefe.
Laura Nußbaumer, wie Elke Steiner Absolventin des Lehrgangs „Schreibpädagogik“, umrahmte die Lesung mit ihren Black-Out-Poetry-Kunstwerken, die die Wände des BÖS-Ateliers zieren. Die künstlerischen Exemplare können käuflich erworben werden.
Kontakt: www.lauranussbaumerundlouis‑a.com
Video der Veranstaltung auf YouTube
Fotos: Erika Kronabitter
Video: Peter Bosch