Hinein in die Stadt und heraus aus mir

Ein Text von Brigitta Höpler

Seil­tanzen zwischen Orten und Worten, diesen Ausdruck habe ich für mein Stadt­schreiben und den Work­shop „Urbane Text­felder“ gefunden und mich dann ein wenig in diese Formu­lie­rung verliebt. Sie mitge­nommen in unter­schied­liche Texte und Zusam­men­hänge, und mich mitnehmen lassen. 

Im November 2022 hat mich die Autorin Silja­rosa Schlet­terer zur „Poeto­logie des kick-off“ einge­laden. Die Frage nach dem Beginn meiner Begeis­te­rung für Lite­ratur, die erste Verzau­be­rung durch die Poesie.

Mir ist gleich das Buch „Sagen aus Wien“ einge­fallen. Ein dickes Buch, ein rotes Cover mit dem Basi­lisken darauf, und im Hinter­grund Wien, mit dem Stephansdom. Diese Sagen haben mich faszi­niert, seit ich lesen kann. Irgendwie habe ich gespürt, dass die Geschichten aus der Stadt ins Buch kommen und dann wieder zurück zu den unter­schied­li­chen Orten.

So etwas wie eine Magie­er­war­tung hat sich aufgetan, – hinter den Dingen, hinter den Orten lauern Geschichten, ich muss sie nur entde­cken und auflesen.

Dass es einen Zusam­men­hang zwischen Orten und Worten gibt, ist durch die Wiener Sagen in mich hinein­ge­legt worden, wie ein wild­wach­sender Samen, der sich in alle Rich­tungen ausbreitet.

Wie beglü­ckend das Herum­streifen in Stadt ist, habe ich auch früh erfahren, auf langen Stadt­spa­zier­gängen mit meinem Vater, – Eis essend, Geschichten hörend, entde­ckend, foto­gra­fie­rend –ein Seil­tanzen zwischen Orten und Worten.

Weniges bringt mich so schnell in eine wohl­tu­ende Selbst­ver­ges­sen­heit wie das Gehen durch die Stadt. Wenn mir Decken aller Art auf den Kopf fallen, ich in meinen Texten nicht so recht weiter­komme oder in einem Gedan­ken­ka­rus­sell hänge, muss ich nur hinaus in die Stadt. Danach bin ich irgendwie ausge­tauscht, rand­voll mit Eindrü­cken, Ideen, Worten, Bildern.

Diese Stadt­er­fah­rungen möchte ich teilen, in meinem Buch „Wien – Stadt­führer für Kinder“, im Stadt­schreiben, in meinem visuell-poeti­schen Projekt „Alltage Orte Worte“, in den BÖS-Work­shops „Urbane Text­felder“ und „Wegbe­schrei­bungen – Gehen und Schreiben“, in meinem Beitrag im Modul 6 rund um Lite­ratur im öffent­li­chen Raum – das lust­volle, expe­ri­men­telle Seil­tanzen zwischen Orten und Worten geht weiter und weiter mit immer neuen Seiltänzer*innen.

Anmel­dungen zu „Urbane Text­felder“ (24./25. Juni 2023) und „Wegbe­schrei­bungen – Gehen und Schreiben“ (12. August 2023) bitte an office@boesmail.at

Foto: Martin Leitner