Neue Seiten an sich selbst entdecken
Ein Interview mit Verena Resch
Den Lehrgang „Schreibpädagogik“ hat Verena Resch als Entdeckungsreise zu sich selbst empfunden, auch und gerade, weil sie viele Workshops als aufwühlend erlebt hat. Am liebsten würde sie den Lehrgang noch einmal machen.
BÖS: Vor welchem Hintergrund hast du dich für den Lehrgang “Schreibpädagogik” entschieden?
Verena Resch: Schon viel früher, als ich schlussendlich mit dem Lehrgang „Schreibpädagogik“ begonnen habe, wanderte er auf meine To-Do-Liste. Bereits als Angebot in der Stöbergasse habe ich immer wieder mit dem Lehrgang geliebäugelt. Doch die zwei Jahre, in denen ich in den Kurswochenenden abtauchen konnte, waren dann genau die richtigen. Eine Zeit, in der ich meinen Gedanken einmal freien Lauf lassen konnte. Vor dem nächsten Job, in einer Phase des Müßiggangs.
Schreiben war meine Leidenschaft, für das freie ziellose Schreiben hatte ich mir bis dato wenig Zeit genommen. Nach dem Infoabend stand meine Entscheidung fest und ich wünschte, ich könnte nochmals von vorne anfangen.
BÖS: Welche Hoffnungen an die Ausbildung haben sich erfüllt?
Verena Resch: Zeit für mich zu haben, war eine angenehme Überraschung, die sich durch das Schreiben aufgetan hat. Sehr fordernd, niemals einfach, oft erfüllend, meist emotional – meinen KurskollegInnen sei Dank. Wir waren wie Hund und Katz und haben uns Einheit für Einheit vorangetrieben. Und ebenso kritisch wie wir einander begegnet sind, so verbunden waren wir doch im Anspruch an unsere Texte.
Das Schreiben war bunt, vielfältig und manchmal so langweilig, dass ich die Wäschestücke auf der Dachterrasse am Haus gegenüber gezählt habe. Damals habe ich begonnen, im Moment Notizen im Memo meines Handys festzuhalten. Auf der Straße, in der U‑Bahn, vor dem Einschlafen. Beim Durchlesen weiß ich heute manchmal nicht mehr, sind das Zeilen von mir, ein Zitat von einem Museumsbesuch oder Worte, die einfach im Raum wichtig waren. Im Lehrgang waren mir diese Notizen oft eine spannende Quelle, als Ressource meines Lebens ist das Schreiben in diesen Monaten gewachsen. Viele Workshops haben mich aufgewühlt. Der Puls legte sich manchmal erst beim Aussteigen aus der U6 in Siebenhirten, manchmal erst Tage danach.
BÖS: Wem würdest du den Lehrgang “Schreibpädagogik” empfehlen?
Verena Resch: Mein Herz lebt oft zwischen den Zeilen. Ich liebe es, Worte, Texte, Leerraum zu analysieren, die Tiefen zu erforschen. Vieles zu verstehen, manches nicht zu begreifen, hie und da überfordert zu sein, mich selbst kennenzulernen – das wurde mir geschenkt. Wer sich darauf einlassen, neue Seiten an sich selbst entdecken und diese Erkenntnisse teilen möchte, ist hier richtig. Schrei(b)en nicht ausgeschlossen.
Verena Resch hat den Lehrgang „Schreibpädagogik“ 2017/2018 absolviert und arbeitet beim Treffpunkt Bibliotheken des Landes Niederösterreich.