Schreib­päda­gogik auf vier Ebenen

Ein Inter­view mit Claudia Dabringer, Petra Gangl­bauer, Erika Kronabitter und Barbara Rieger

Schreib­päda­gogik ist immer noch eine relativ singu­läre Diszi­plin, für die es im deutsch­spra­chigen Raum kaum Ausbil­dungen gibt. Welche Dimen­sionen sie umfasst, erzählen Claudia Dabringer, Petra Gangl­bauer, Erika Kronabitter und Barbara Rieger

BÖS: Welche Rolle spielt das Text­coa­ching im Rahmen des Lehr­gangs ‘Schreib­päda­gogik’ und was lernen die Teil­nehmer­Innen daraus?

Petra Gangl­bauer: Text­coa­ching ist die Einzel­be­treuung von Schrei­benden. Sei es, dass diese an einem Buch oder an einem klei­neren Text­pro­jekt arbeiten oder Infor­ma­tionen bezüg­lich der Mecha­nismen des lite­ra­ri­schen Marktes benö­tigen (Verlag­suche, Einrei­chungen für Bewerbe oder Stipen­dien etc.). Während die meisten schreib­päd­ago­gi­schen Agenden sich auf die Arbeit mit Gruppen beziehen, ist dies eine Inter­ak­tion zwischen CoachIn und AutorIn. Ganz wesent­lich dabei ist, indi­vi­duell auf die jewei­ligen Bedürf­nisse der Rat-Suchenden einzu­gehen und eine tiefer­ge­hende Beleuch­tung einzelner Fragen oder Problem­stel­lungen zu ermög­li­chen bezie­hungs­weise Lösungs­mo­delle aufzuzeigen.

BÖS: Welche Idee steht hinter der Schreibpädagogik?

Barbara Rieger: In der Schreib­päda­gogik geht es kurz gesagt darum, viel­fäl­tige Formen des Schrei­bens in unter­schied­li­chen Kontexten kennen zu lernen, zu erlernen und zu lehren. Dies geschieht durch das Auspro­bieren, das Tun, den Prozess und die (gemein­same) Refle­xion darüber.

BÖS: Worin unter­scheidet sich die Schreib­päda­gogik von anderen ‘crea­tive writing’ – Ausbildungen?

Erika Kronabitter: Während Crea­tive Writing das Schreiben von Texten als krea­tiven Vorgang sowie das Schreiben selbst als Hand­werk versteht, ist Schreib­päda­gogik darüber hinaus eine Haltung, welche sich zwar auf die spie­le­ri­sche und lust­volle Ausein­an­der­set­zung mit Sprache bezieht, aller­dings die Selbst­er­fah­rung im Schreib­pro­zess und nicht zuletzt den Blick auf krea­tive Prozesse in Schreib­gruppen im Fokus hat.

BÖS: Welche Rolle kann eine Gruppe beim Schreib­pro­zess spielen?

Claudia Dabringer: Durch Schreiben in der Gruppe eröffnen sich für die einzelnen Teil­neh­menden verschie­dene Hori­zonte. Zum einen spürt man die Energie, wenn man in einem Raum, an einem Ort gemeinsam schreibt. Davon kann das eigene Schreiben profi­tieren. Zum anderen sind die Rück­mel­dungen sehr wert­voll, weil man als Schrei­ber­ling dann ein Gefühl dafür bekommt, wie die eigenen Worte wirken. Und last but not least sind diese Rück­mel­dungen auch wichtig, um neue Perspek­tiven zu entwi­ckeln, wenn das Umfeld asso­zi­iert, seine (Schreib-) Erfah­rungen teilt und bestärkt.

 

Die vier Frauen leiten den ONLINE-(Schreib-)Workshop „Was ist Schreib­päda­gogik?“ am 15./16. Mai 2021. Anmel­dungen sind unter office@boesmail.at möglich.