Weitermachen!
Ein Interview mit Mario Schlembach
Aufgewachsen neben dem Lagerfriedhof Sommerein in Niederösterreich als Bauernsohn auf einem Aussiedlerhof – da kann man fast nur Schriftsteller werden. Oder Totengräber. Mario Schlembach ist beides.
BÖS: Wie sehr befruchten/bekämpfen sich Autor und Totengräber in Ihnen?
Mario Schlembach: Der Totengräber stiehlt dem Autor Zeit, dafür liefert er ihm Geschichten, Perspektiven und Figuren. Der Autor erschwert das Leben des Totengräbers, weil der Tod für ihn nicht mit dem Grab endet, sondern im Schreiben weitergeführt wird. Eine Hassliebe also und ein Geschichten-Perpetuum Mobile.
BÖS: „heute graben” war Ihr letzter Roman, der 2022 erschienen ist. Was braucht eine zeitgenössische Liebesgeschichte in Ihren Augen?
Mario Schlembach: Die Antagonistin aller Liebesgeschichten ist die Sehnsucht. Sich ihr, den Strömungen der Zeit folgend, zu stellen und daran zu scheitern, wäre ein guter Anfang. Ansonsten: liebevolles Narrentum.
BÖS: Welchen Tipp haben Sie für angehende AutorInnen wie unsere AbsolventInnen, wenn sie mit ihrer literarischen Stimme gehört werden wollen?
Mario Schlembach: „weitermachen!“ steht am Grabstein des Philosophen Herbert Marcuse. Das wäre mein einziger Tipp. Jedem veröffentlichten Wort folgen tausende ins Nichts. Manchmal braucht es Zeit. Manchmal braucht es Erlebnisse, damit sich die herumschwirrenden Ideen verdichten. Und manchmal muss man einfach loslassen, wenn die richtige Tiefe erreicht ist.
Mario Schlembach ist Gast des Literatursalons im BÖS-Atelier am 15. April 2023. Mit ihm auf der Lesebühne: Eva Schörkhuber und Laura Nußbaumer.