Boshafte Texte 1

Texte von Sylvia Knapp und Sandra Priesner

Sylvia Knapp

Reime

Quadrat­lat­schen zerfled­dern zum Quadrat,
Schlapfen schlürfen moderat.
Hysterie und närri­sches Geplärre,
fördert Irre und Gedärme.
Wut und Neid, dass rate ich dir,
doch weiter kommst du ohne – mir.
Ein Schlapp­schwanz auf die Nase fällt,
der Schwanz­schlappen die Seife hält.

Papier

Ich liebe und schätze Papier. Papier in allen Varia­tionen und Facetten. Oben­drein bin ich sparsam mit Papier. Bei Durch­sicht meiner Ordner und deren inhalt­li­cher Ausmus­te­rung, fällt viel einseitig Bedrucktes an. Wie einst im Büro, so nun auch privat. Die bedruckte Seite wird durch­ge­stri­chen und das Papier kann als Schmier­pa­pier wieder verwendet werden.

Ich betreue meine Tante „bank­mäßig“. Sie resi­diert in einem 3‑Bettzimmer in einer Betten­sta­tion im Haus J. Daher besorge ich jeden Monat ihre Konto­aus­züge vom Auto­maten in der Bank. Ebenso ihr Geld. Zuhause scanne ich die Auszüge ein, da diese auf billigem Ther­mo­pa­pier vom Auto­maten ausge­spuckt werden.

Nach dem Einscannen und Abspei­chern drucke ich sie auf „Schmier­pa­pier“ aus und zerschneide sie. Male auch das Datum des Auszuges an, damit Tant­chen sich auskennt. Nach jedem 5. des Monats, besuche ich sie. Über­bringe Geld und die Konto­aus­züge in einem verschlos­senen Kuvert, so wie es sich eben gehört:

Tant­chen reißt das Kuvert auf, schaut hinein, nimmt die Konto­aus­züge heraus und schimpft mich einen „buck­lerten Hund“. Sie will keine von mir erstellten falschen Auszüge sondern nur die Origi­nale von der Bank, die hinten nicht beschmiert sind.Beim nächsten Geld- und Auszug­trans­port behalte ich mir die Gescannten und stecke die Ther­mo­aus­züge in das Kuvert.

Reak­tion: „Des san jo wieder Falsche!! Die mit der Post schauen aber anders aus.“

Nach­rede

Heute habe ich die Ehre, in Vertre­tung der letzten Laufol­dies, meinen Senf kund­zutun. Knappi war kein 08/15 Modell, sondern eine zäher Jahr­gang 1953. Jahr­zehnte hat sie uns mit ihrem pene­tranten Ehrgeiz gequält. Vier Mal die Woche ein schlechtes Gewissen vermit­telt, wenn wir nicht zum Trai­ning erschienen sind. Ihre Vorliebe, zu unchrist­li­cher Zeit in den Morgen­stunden zu laufen, brachte uns an den regel­mä­ßigen Wahn­sinn. Sie hatte nie eine Ausrede. Schreck­lich. Ja, sie führte sogar über jeden Kilo­meter Buch, quasi eine lücken­lose Lauf-Buch­hal­tung. Und außerdem, war sie krank­haft gesund. Das Wort „Arzt“ war für sie ein Fremdwort.

Ausschlag­ge­bend für ihre noto­ri­sche Euphorie war einst ein Zufall. Ein unsport­li­cher, männ­li­cher Zwei­beiner, brachte ihrer Tochter mit sechs Jahren das Radfahren bei. Und sie, da kein Rad verfügbar, lernte laufen mit lauf­wü­tigen Irren im Prater. Der Zwei­beiner war bald Geschichte, aber sie, sie lieferte Geschichten. Was für eine Frau! Oben­drein der Verschleiß an Lauf­kol­legen, der war nicht ohne. Es machte ihr tierisch Freude, wenn sie eifer­süch­tige Ehefrauen auf die Palme trieb, bis deren Männer das Hand­tuch respek­tive Lauf­schuhe schmissen.

In solch einem Lauf­schuh, es war ihr Lieb­lings-100-km-Schuh aus dem schwei­ze­ri­schen Biel, ist sie nun abge­füllt und wird ohne ihr Einver­ständnis, mit einem Schwe­chater Bier unter diesem Baum verbud­delt. Ihren Lieb­lings-Song von Balu aus dem Dschun­gel­buch, werden wir in der Haupt­allee herum­brüllen. Möge sie auf immer und ewig in den Lauf-Jagd­gründen endlich andere weiterquälen.

 

Sandra Priesner

Lebens­weis­heiten

Jetzt beginnt der Spaß des Lebens.

Was du heute kannst dir borgen, das gib auch nicht zurück bis morgen!

Für die Schul­ar­beit und nicht für das Leben lernen wir.

 

Die Texte sind im Schreib­work­shop „Der boshafte Blick. Ironie – Satire – Parodie“ mit Britta Mühl­bauer entstanden.