Boshafte Texte 3

Texte von Susanne Felgel-Farn­holz und Marija Tomic

SUSANNE FELGEL-FARNHOLZ

Der Wischmop mit dem Rasen­moppel
verwi­ckeln sich in ein Gehoppel,
dazu gesellt sich nun der Feger,
die Rangelei wird immer reger.
Dazwi­schen fährt jetzt noch der Eimer,
dann wird der Wirr­warr wieder kleiner.

 

Heile, heile Ukrai­ne­krieg
nach 7 Monaten noch kein Sieg
nach 7 Monaten Beschuss
wann wird damit endlich Schluss?

Heile, heile Ukraine
seit 7 Monaten Suche nach der Mine
für 7 Monate kommt jetzt der Winter
wie wird das Leben sein dahinter?

 

Mode­kette macht jetzt Kollek­tion für Frauen im Wechsel

Eine der großen, führenden Mode­ketten in Öster­reich, die auch in ganz Europa an der Spitze der Klei­der­vor­bild­wir­kung arbeitet, ließ durch ihr Manage­ment verlauten, ab der Herbst­kol­lek­tion 2028 eine eigene Linie für die „Frau im Wechsel“ heraus­zu­bringen. Sollte diese erfolg­reich vermarktet werden, würde man über eine Linie für den „Mann in seinen besten Jahren“ nachdenken.

Wien. Im Gespräch mit der „Wiener Wochen­zei­tung“ gibt der CEO der Firma H&So, Peter Macho, seine Pläne für die neue Kollek­tion preis: Es sei nach­ge­dacht worden, welche Ansprüche an eine DOB (Anm. d. Redak­tion: Damen­ober­be­klei­dung) für die Frau im Wechsel, also die Dame 45+, gestellt werden. Die Ergeb­nisse dieser Entwick­lungs­ar­beit werden nun in die Tat, sprich in die Produk­tion umge­setzt: Die Kollek­tion wird aus 5 Teilen bestehen, Bluse-Rock-Hose-Mantel-Haus­anzug. Damit sei die nicht mehr arbei­tende Damen­welt ausrei­chend verhüllt. Die Stoffe sind alle in Stret­ch­qua­lität, um der post­me­no­pau­salen Gewichts­zu­nahme entge­gen­zu­kommen. Das sei außerdem nach­haltig, dann müssten nicht so viele Klei­dungs­stücke gekauft werden. In die Hosen werde auch gleich eine Tasche für die Inkon­ti­nenz­ver­sor­gung eingearbeitet.

Frauen protes­tieren

Die Vertre­terin der Frau­en­or­ga­ni­sa­tion, Frau Schwarzer, sagt, die Frau im Präpen­si­ons­alter, bzw. in der „Nach­be­ruf­li­chen Lebens­phase“, werde durch eine eigene Kollek­tion, bei deren Tragen dann ihr Lebens­alter sichtbar werde, diskri­mi­niert. Vor allem stört sich die Vertre­terin an der „Klein­heit“ der Kollek­tion. Die stark anwach­sende Zahl der Frauen in diesem Lebens­ab­schnitt verdiene wesent­lich mehr Enga­ge­ment der – fast ausschließ­lich von Männern beherrschten – Modebranche.

Antwort der Frauenministerin

Frau Minister*in Julia Femina begrüßt die Initia­tive der Firma H&So, gibt aber zu bedenken, dass über die Nach­hal­tig­keit und die Auswir­kungen auf die Bevöl­ke­rung noch eine Arbeits­gruppe beraten muss, deren Resümee dann im Parla­ment zur Debatte vorge­legt werde. „Das letzte Wort ist noch nicht gespro­chen“, sagte die Minis­terin im ZIB-2-Interview.

 

MARIJA TOMIC

Lebens­weis­heiten

Stell dir vor es ist Atom­re­ak­tor­un­fall und keiner geht hin.

Wahre Blöd­heit kommt von außen.

Reden ist Silber, lesen ist Gold.

Verliebt, verlobt, geschieden.

Mit Katzen­zungen reden.

Wild­pin­kler“ atta­ckiert Polizei

Neustift am Walde – Gestern Nacht erreichte der Neustifter Kirtag seinen fulmi­nanten Höhe­punkt. „Ur geil!“ brachte das Mitglied einer der zahl­rei­chen jugend­li­chen Besu­che­rInnen gerade noch hervor, bevor seine Freunde ihm einen Trichter in den Mund stopften und unter dem Gejohle der Umste­henden begannen, fünf Liter Bier einzu­füllen.
Eine Repor­terin von ATV war vor Ort und inter­viewte eine Gruppe zwölf­jäh­riger Mädchen zur Herkunft ihrer Outfits: „Mei Dirndl is vom New Yorker. Voll billig. Des isschovoi wichtig, weils von der Kotze dann hin is. Die Wein­fle­cken gehn­nimma raus…“
Auch die öster­rei­chi­sche Polit­pro­mi­nenz fand sich zum tradi­ti­ons­rei­chen Fest der Wiener Wein­bau­hoch­kultur ein. HC Strache ist aus persön­li­chen Gründen, über die er nicht spre­chen wollte, von Vodka auf Wein umge­stiegen. Sein Kollege Gudenus tummelte sich derweil am Schieß­stand, wo er einen Teddy­bären in Leder­hosen ergat­terte. Diesen über­reichte er mit einem Schul­ter­klopfen Andreas Gaba­lier, dem namhaften Fürspre­cher des öster­rei­chi­schen Volks­tracht-Revi­vals.
Gestört wurden die Feier­lich­keiten als einer der Besu­cher, aus der Polizei zu Redak­ti­ons­schluss noch unbe­kannten Gründen, offen­sicht­lich desori­en­tiert seinen Latz herun­ter­ließ und in die Menge zu urinieren begann. Die Polizei war unmit­telbar zur Stelle und versuchte den Übel­täter zu stellen. Dieser rich­tete seinen Urin­strahl gegen einen der Beamten, der davon getroffen zu Boden ging. Ein betrun­kener Teen­ager kam dem Beamten unver­hofft zu Hilfe. Sie erbrach sich über den „Wild­pin­kler“, der daraufhin mithilfe von Tasern von den Beamten über­wäl­tigt werden konnte. Zum Dank für ihren selbst­losen Einsatz über­reichte die Polizei dem Mädchen einen New-Yorker-Gutschein.

 

Die Texte sind im Schreib­work­shop „Der boshafte Blick. Ironie – Parodie – Satire“ bei Britta Mühl­bauer entstanden.