Das Krokodil
Ein Text von Harald Jöllinger aus MOSAIK
Erster Akt
Der Vorhang wird geöffnet. Auf der Bühne befindet sich ein fünf Meter langes, rosarotes Plastikkrokodil mit geschlossenem Maul und großen, offenen Augen.
Trockeneis wird in den Zuschauerraum geblasen. Sobald sich das Publikum Taschentücher vor Nase und Mund hält, werden auf der Bühne von oben Taschentücher auf das Krokodil geworfen. Wenn sich der Trockeneisnebel verflüchtigt hat, fällt der Vorhang.
Zweiter Akt
Der Vorhang wird geöffnet. Auf der Bühne befindet sich ein fünf Meter hoher Plastikpinguin. Die Bühnenscheinwerfer sind nun aufs Publikum gerichtet. Die Helligkeit der Scheinwerfer wird langsam erhöht. Wenn sich die ersten Zuschauer die Augen zuhalten, werden von oben Sonnenbrillen auf den Pinguin geworfen. Die Helligkeit der Scheinwerfer wird langsam wieder reduziert. Bevor es ganz dunkel wird, fällt der Vorhang.
Dritter Akt
Der Vorhang wird geöffnet. Auf der Bühne befindet sich wieder das Plastikkrokodil, es trägt nun aber Sonnenbrillen. Hinter diesen läuft Wasser aus den Krokodilsaugen. Es werden so lange Taschentücher auf das Krokodil geworfen, bis es entweder völlig verdeckt ist, oder der letzte Zuschauer entnervt das Theater verlassen hat.
Weitere Texte von Harald Jöllinger finden sich in der Lehrgangspublikation „Mosaik“ (herausgegeben von Martina Bachtrögler und Sabine Wagner-Fassmann), die im März 2019 bei Fabrik Transit erscheint und bei der Abschlusslesung am 16. März im Café Museum präsentiert wird.
Harald Jöllinger, geboren 1973 in Mödling, lebt in Maria Enzersdorf, schreibt Nonsens, schwarzhumorige Lyrik und Kurzprosa. Teilnehmer der Celler Schule 2007 und Gewinner des Irseer Pegasus 2013. Absolvent der Leondinger Akademie für Literatur 2016. Publikumspreis bei der Nacht der schlechten Texte in Villach 2016.
Im Frühjahr 2019 erscheint der Erzählband „Marillen und Sauerkraut“ bei Kremayr & Scheriau.
Er ist Teilnehmender des Lehrgangs Schreibpädagogik 2018/2019