Derwi­schin

Ein Text von Christa Neumayer

Mein liebes Schreib­buch, lass dir sagen, darf ich dich fragen, dich belasten, mich entschweren, dich bekrit­zeln mit meinen zu Zeichen verformten Gedanken. Die stets (= mein Lieb­lings­füll­wort) kreisen und schwirren und zumeist unfassbar bleiben wollen.
Du merkst, diese paar Zeilen enthalten wenig Konkretes, eher so Tanzendes, Wirbelndes, Derwi­sch­ar­tiges. Ja, meine Gedanken entspre­chen (Buch­staben = Sprache) dem Karus­sell meines Lebens. Wohl jeden Lebens. Darüber wäre nach­zu­denken, davon wäre zu berichten, zu fabu­lieren, zu reden. Mit dir! Es wäre auf Papier zu bringen. Lasst euch fest­zurren, ihr flie­genden As bis Zs, Alphas bis Omegas, lasst euch ordnen in Wörter, Gruppen, in einge­wur­zelte Sätze und wüste Konstruk­tionen. Lasst euch einfügen in Zeilen (liniert, kariert, gepunktet, imagi­niert), lasst euch auflisten in Spalten (so breit wie schmal). Und dann seid ihr dort, müsst gar nicht lange bleiben. Jefrau oder Jemand oder Jewes wird euch aufsam­meln, lesen, fach­spe­zi­fisch rezi­pieren und eine Zeit lang konser­vieren. Oder sich in euch fallen lassen und mit euch schweben und krei­seln.
Neues dürft ihr entfa­chen und lodernd sich drehende Gedan­ken­wir­be­leien werden aus euch erwachsen.“

 

 Der Text ist im Rahmen des Schreib­work­shops “Krea­ti­vi­täts­tech­niken” mit Claudia Dabringer entstanden.