Haus­halt.

Ein Text von Miriam Unterthiner

Was hält sie in diesem Haus, das ihr keinen Halt gibt, das sie dennoch hält, in sich hält, damit es nicht zusam­men­fällt, auf ihr zusam­men­fällt – das Dach, die Wand, die Tür, das Fenster, der Blick nach außen – und sie in ihm drin, in diesem Haus, dessen Haus­halt nur sie hält, sie hält es zusammen – die Kinder, den Mann, den unge­deckten Tisch.

Es gibt ihn nicht, diesen Haus­halt, wo ist er denn, ja, wo soll er denn auch sein, wenn man ihn gar nicht sieht, wo sollte man ihn auch sehen, das kann man nämlich nicht, weil es ihn ja gar nicht gibt, diesen Haus­halt, den angeb­lich nur sie hält; könnte man ihn sehen, dann wäre er da, da vor ihr, doch da vor ihr ist nichts, niemand ist da vor ihr, sie steht allein, vor diesen Trüm­mern steht sie allein und sucht nach Halt, den ihr dieser Haus­halt nicht mehr gibt, niemals mehr geben wird, denn er ist nicht mehr da, kann man ihn doch nicht mehr sehen, kann ihn niemals mehr jemand sehen, selbst dann nicht, wenn sie ihn hält, denn da sieht man ja nicht hin, wer will da auch schon hinsehen, wenn sie den Haus­halt hält, ist er doch gar nicht da, er ist bei der Arbeit.

Da ist er voll­ends da. Da kann man ihn auch sehen. Da kann jeder sehen, dass ihn nichts in diesem Haus mehr hält. Dass er sie dort nicht mehr hält. Im Haus­halt. Dem seinen. Den sie für ihn hält. Die Haus­frau für den Haus­mann, der kein Haus­mann mehr ist, nur noch Ehemann, viel­leicht nicht mal mehr Ehemann, viel­leicht nur noch da, viel­leicht nur noch Mann, in diesem Haus, dessen Haus­mann er ist, ohne es zu sein.

Und so fällt er ausein­ander, fällt und fällt ausein­ander, dieser Haus­halt, an dem sie sich noch immer hält, sich an ihm fest­hält, während er sie fallen lässt, dieser Haus­halt, in dem gar nichts mehr hält, nicht mal mehr sie.