Garan­tiert schreiben lernen – Gabriele L. Rico

Eine Rezen­sion von Elisa­beth Fereberger

Gabriele L. Rico war Dozentin für Anglistik und Kunst­päd­agogik in Los Angeles, Schreib­leh­rerin und Autorin. Sie entwi­ckelte zu Beginn der 1980iger Jahre das Clus­ter­ver­fahren, eine Methode des natür­li­chen Schrei­bens.
Grund­lage ihrer Methode ist die Gehirn­for­schung. Die neuen Erkennt­nisse über die beiden Gehirn­hälften, die unter­schied­liche Wahr­neh­mung, Wissens­ver­ar­bei­tung und Spei­che­rung waren Ausgangs­punkt für das von Rico entwi­ckelte Clustering.

Die linke Hemi­sphäre ist zuständig für Sprache, Linea­rität, sie denkt in Begriffen, logisch, analy­tisch. Das erfolgt in seri­ellen Abläufen. Rico nennt es das bewusste, kriti­sche, das begriff­liche Denken.
Die rechte Hemi­sphäre ist verant­wort­lich für Körper- und Bilder­sprache, Intui­tion, Gefühle, Sinnes­ein­drücke, Krea­ti­vität. Sie verar­beitet Eindrücke parallel. Rico nennt es das unbe­wusste, künst­le­ri­sche, bild­liche Denken.

Die Methode des Clustering

Das Cluster als krea­tive Arbeits­technik dient der Ideen­fin­dung. Ein Zentral­wort wird auf ein Blatt Papier geschrieben und einge­kreist. Man bildet spon­tane Asso­zia­tionen, notiert sie, kreist sie ein und verbindet sie. Weitere Schlüs­sel­be­griffe ergeben sich, die mitein­ander verbunden werden. So entsteht eine netz­ar­tige Skizze aus Ideen. Führt das ziel­lose Asso­zi­ieren in eine bestimmte Rich­tung, kommt es zu dem Moment des Über­gangs, es wird bewusst, worüber man schreiben will, ein Schreib­an­lass ist gefunden.
Das Clus­te­ring, soll uns in Kontakt mit der rechten Gehirn­hälfte bringen. Aus jedem Cluster entstehen Minia­turen, in sich geschlos­sene Texte.  Am Ende des Textes kehrt man zum Ausgangs­punkt zurück, um ein geschlos­senes Ganzes zu erreichen.

In 12 Kapi­teln beschreibt Rico, wie die Methode des Clus­te­ring funk­tio­niert. Anhand von vielen Beispielen werden Möglich­keiten der Ideen­fin­dung und Anre­gungen beschrieben: Skulp­turen, Stil­ele­mente von Gedichten, wieder­keh­rende Worte, Leit­ge­danke, ein ‚roter‘ Faden, der sich durch den Text zieht, Sprach­rhythmen, ‚mit dem inneren Auge sehen‘, Meta­pher – Verbin­dung zwischen Wort und Bild, Impuls und Gegen­im­puls als krea­tive Span­nung. Schließ­lich geht es um die Über­ar­bei­tung der Texte. Am Ende soll man das Gelernte in einer längeren Arbeit anwenden.
In dem Buch gibt es keine Werk­zeuge zum Schreiben längerer Texte. Die Viel­zahl von Übungen aber bietet gute Möglich­keiten, Zugang zur eigenen Krea­ti­vität zu finden und brauch­bare Anre­gungen, um Schreib­werk­stätten zu gestalten. Die wissen­schaft­liche Ausein­an­der­set­zung mit dem Stand der Hirn­for­schung in den 1980iger Jahren ist für Lieb­ha­be­rInnen inter­es­sant, aber nicht nötig für das Arbeiten mit dem Buch. Das macht die Lektüre etwas sperrig. Als Möglich­keit, das eigene Schreib­ta­lent zu entde­cken, ist das Buch gut geeignet.

 

Elisa­beth Fereberger, September 2019
Für die Rezen­sionen sind die jewei­ligen Verfas­se­rInnen verantwortlich.

Gabriele L. Rico: Garan­tiert schreiben lernen. Sprach­liche Krea­ti­vität metho­disch entwi­ckeln
Reinbek bei Hamburg: Rowohlt Taschen­buch Verlag, 2004
295 Seiten
EUR 12,24
ISBN 3 499 61685

mehr zum Buch

Origi­nal­aus­gabe 1983, Writing the Natural Way. Using Right-Brain Tech­ni­ques to Release Your Expes­sive Powers, Verlag J. P. Tarcher, Inc., Los Angeles

Elisa­beth Fereberger ist Teil­neh­merin des aktu­ellen Lehr­gangs Schreibpädagogik