Kuba­ni­sche Kroko­dile – Franz Kabelka

Eine Rezen­sion von Tobias Thomas March

Wir Leser:innen dürfen die Öster­rei­cherin Frieda Prohaska bei ihrem hals­bre­che­ri­schen Aben­teuer begleiten. Lebendig und span­nend kann mitver­folgt werden, wie die freie Jour­na­listin für die Wiener Zeitung opinion schreibt und wie sie über den Tod ihres neuge­bo­renen Babys Rafi hinweg­kommt. Für die Verar­bei­tung dieses Verlusts wird sie für eine Reise­re­por­tage nach Kuba geschickt. Fidel Castro, der Führer des sozia­lis­ti­schen Kubas ist gestorben und seine Urne wird in drei grünen Mili­tär­jeeps durch das weite, heiße Land gefahren. Die inko­gnito Jour­na­listin Frieda macht Fotos für ihre Reise­re­por­tage und befragt die Menschen in Kuba, die nicht berühmt sind, sondern einfach ihren Alltag meis­tern. Die mit dem Sozia­lismus groß­ge­wor­denen Menschen spre­chen über ihre Leben, ihre Träume, ihre geflo­henen Kinder im verhassten Ausland (Amerika) und ihre Vorstel­lungen von der Liebe. Auf der Reise lernt sie in einer Bar Ioannis Vaze­lios kennen, einen ameri­ka­ni­schen Jour­na­listen, der für das TIME Maga­zine schreibt. Gemeinsam wollen die beiden nach Baracoa fahren, doch die Straßen sind wegen Fidels letztem Weg, den die Menschen am Stra­ßen­rand mit schwen­kenden Kubafahnen säumen, besetzt. So können sie nur mit dem Fahrer Osvaldo, der sie in seinem Auto mitnimmt, an ihren Zielort gelangen. Osvaldo ist der andere Prot­ago­nist des Buches. Seine Schwester Margy ist im von Kuba­nern verfluchten ameri­ka­ni­schen Exil in Miami an Brust­krebs erkrankt. Um ihr zu helfen und die Kosten für die Chemo­the­rapie zusam­men­zu­be­kommen, fassen ihr Bruder Osvaldo und Margys Mann Pedro einen Plan. Gemeinsam mit dem jüngeren Bruder Pedros wollen Osvaldo und Pedro einen Ameri­kaner entführen und ein sehr hohes Löse­geld von seinem Arbeit­geber einfor­dern. „Wir brau­chen nur einen finden, der bei einem ameri­ka­ni­schen Konzern beschäf­tigt ist. Firmen bringen Löse­geld leichter auf als Ange­hö­rige. Was ist schon eine Million Dollar für ein großes Unter­nehmen? Peanuts, die sich womög­lich noch abschreiben lassen!“ (S.95–96) Doch Pedro erkennt selbst: „Wenn man eine Entfüh­rung plant, gibt es so manches, was den schlau­esten Plan gefährden könnte.“ (S. 96)

Was alles klappt, oder was alles schief­geht, ist im wunderbar flüssig geschrie­benen Buch nachzulesen.

 

Tobias Thomas March, März 2025

Für die Rezen­sionen sind die jewei­ligen Verfas­se­rInnen verantwortlich.

 

Franz Kabelka: Kuba­ni­sche Kroko­dile
Salz­burg: Edition Tandem 2023
352 Seiten
25 EUR
ISBN 978–3‑904068–73‑4

 

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