Margret´s African Connection – Margarethe Bösch
Eine Rezension von Tobias March
Die Autorin Margarethe Bösch ist 1946 in Lustenau in Vorarlberg geboren und war seit ihrem Abschluss der Handelsschule 1963 in der Vorarlberger Stickerei-Industrie tätig. Diese erfuhr in den Jahren 1974–1988 einen regelrechten Boom. Hier wurde das große Geld gemacht. Vor allem auch im Afrika-Geschäft. Gestrickte Waren und Muster wurden im großen Stil nach Afrika verschifft, dafür wurde den Verhandler:innen der Vorarlberger Firmen extrem viel Geld nach Vorarlberg mitgegeben – meist in Badetaschen, Koffern oder Sporttaschen.
Diese Zeiten schildert die Autorin Bösch in ihrem Roman. Sie beschreibt in flüssiger Sprache und im Präsens, wie es ist, in dieses Afrika-Geschäft immer weiter hineingezogen zu werden und immer mehr Kundschaft persönlich kennenzulernen. Tiefe Freundschaften und Romanzen entstehen, aber auch immer wieder Probleme. Manche Kund:innen wollen die Waren nicht bezahlen und bedrohen Bösch. An anderen Tagen ist die Ausfuhr der Vorauszahlungen für die Stoffe und Stickereien ein Problem und sie muss all ihre Beziehungen spielen lassen und Schmiergeld bezahlen, damit sie es in einen Flieger nach Europa schafft. Aber Margarethe Bösch bewerkstelligt es immer wieder, ihr Geld nach Vorarlberg in Sicherheit zu bringen. „Der Flug geht zuerst nach Abidjan, wo ich mich im Transitraum aufhalte, möglichst darauf bedacht, nicht aufzufallen mit meiner Badetasche voller Geld. Immer wenn ich einen Uniformierten sehe, egal ob Zöllner oder Polizist, habe ich Herzklopfen und bekomme feuchte Hände.“ (S. 78). Für ihre Arbeit wird sie jedoch von ihrem Chef nicht sehr gelobt und geschätzt. Nach einem geplatzten Deal entlässt er sie und sie muss eine neue Arbeitsstelle finden.
Margarethe Bösch erzählt ganz ungehemmt von ihren illegalen Machenschaft, aber auch von grandiosen Festen, Moschee-Einweihungspartys, zu der sie als Ehrenvorsitzende eingeladen wurde, und von ehemaligen Kollegen, die ihr manchmal aus der Patsche halfen. Weiters verflicht die Autorin geschickt die Geschichten des weit entfernten und exotischen Afrikas, das sie selbst der Menschen wegen liebte und manchmal auch des heißen Wetters und des Fehlens von Toiletten wegen hasste, mit ihrer persönlichen Geschichte, der Geschichte ihres Mannes Hannes und ihrer zwei Söhne.
Das Buch ist sehr lebendig und persönlich geschrieben. Wer gerne mehr über die Stickerei-Industrie Vorarlbergs und die Geldtransfers der 80er und 90er Jahre erfahren möchte, kommt hier sicher auf seine/ihre Kosten. Aber auch Romantik und erotische Spannung kommen nicht zu kurz. Alles in allem ein sehr kurzweiliges, spannendes Buch und ein Zeitzeugnis einer vergangenen wirtschaftlichen Blütezeit Vorarlbergs und eines ganzen Industriezweiges.
Tobias Thomas March, Dezember 2024
Für die Rezensionen sind die jeweiligen VerfasserInnen verantwortlich.
Margarethe Bösch: Margret´s African Connection
Hohenems-Wien-Vaduz: Bucher Verlag 2023
216 Seiten
22 EUR
ISBN: 978–3‑99018–254‑3
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