Mittagsstunde – Dörte Hansen
Eine Rezension von Kathrine Bader
Nach Dörte Hansens erfolgreichem Debütroman war die Neugier auf ihr zweites Buch groß. Und wieder: Lesevergnügen pur! Mit Präzision und subtilem Humor beschreibt Hansen ihre Charaktere und das Gesicht Nordfrieslands, in dem sie selbst aufgewachsen ist.
Mittendrin ihr Protagonist Ingwer Feddersen, der dem fiktiven Brinkebüll entflieht. Womit er die Erwartungen seines Großvaters enttäuscht, dessen in die Jahre gekommenen Dorfgasthof zu übernehmen. Stattdessen wagt er es, Archäologie zu studieren, fühlt sich jedoch aufgrund seiner Herkunft im Hochschulbetrieb stets wie ein Fremdkörper. Mit beinahe 50 nimmt er ein Sabbatical, um seine hochbetagten Großeltern zu pflegen.
Das Buch handelt von Zugehörigkeit und Fremdheit, von Tradition und Wandel, von Pflichterfüllung und Auflehnung, von Bestand und Vergänglichkeit, von Anpassung und Verschrobenheit, von Liebe und Geheimnisvollem.
Neben den unvergleichlichen Bildern besticht „Mittagsstunde“ durch die glasklare Sprache, in der kein Wort zu viel ist, die plattdeutschen Einsprengsel, die den Figuren noch mehr Lebendigkeit einhauchen und vor allem auch durch die ungewöhnlichen Metaphern.
28. Mai 2020, Mag.a Kathrine Bader
Für die Rezensionen sind die jeweiligen VerfasserInnen verantwortlich.
Dörte Hansen: Mittagsstunde
München: Penguin Verlag, 2018
320 Seiten
Euro 22,00
ISBN: 978–3‑328–60003‑9