P.ROSA – Petra Ganglbauer, Sophie Reyer
Eine Rezension von Erika Kronabitter
Zwei Autorinnen, zwei Stimmen, die zu einer werden, so im Klappentext. Aber was P.ROSA zu lesen bietet, ist nicht Text schlechthin: P.ROSA ist Performance, ist Ton, ist laut und leise, (Buchstaben)Tanz, der zum Gedankentanz wird – ist Erlebnis.
In Petra Ganglbauers und Sophie Reyers Gemeinschaftsprojekt findet sich keine Spur dieser Eigenverliebtheit, die sich in Texten mancher AutorInnen so schmerzhaft aufdrängt. Im Gegenteil: Zu finden ist die Verspieltheit, die Liebe zu Wort/Klangexperimenten, die Lust, den vermeintlichen Gedanken der Schreib/Denk/Spiel-Gefährtin weiter zu treiben, ohne vorgegebenes Ziel, ohne Erwartung eines Ergebnisses.
So sind auch die LeserInnen gut beraten, sich von zwanghaften Erwartungen zu lösen, sich nicht von Kursiv- oder Großschreibung, von links- oder rechtsbündiger Setzung dazu verführen zu lassen, auf die AutorInnenschaft der einen oder anderen Autorin zu tippen, den Text zuzuschreiben. Der Text ist ein assoziatives Ping-Pong der miteinander kommunizierenden Stimmen und sogar für die Urheberinnen selbst ist es nicht mehr auszumachen, wo die Petra-Stimme wechselt, übergeht in den Sophie-Ton, ist es der S‑Ton oder schon die P‑Stimme, wann ergänzt – flugartig fast – ein Einsprengsel die P- oder die S‑Stimme und umgekehrt?
Es scheinen Eröffnungen vorangestellt zu sein: Doppelpunkte als kryptische Eröffnungen. Auf Seite 28 wird kurzfristig mit „Voice“ eine Versuchsanordnung für ein Filmskript eingeführt, drei Stimmen aus dem Off, welche sich in das amorphe Assoziationsgefüge einbringen, Regieanweisungen sein könnten, teils wie Zurufe wirken, die Wortflocken treiben aufeinander zu, infiltrieren, infizieren, identifizieren sich. Der neue Band, Prosa-Lyrik ist eine Hymne an das Leben, ist Raumerkundung, Raumüberwindung, vergleichbar der Auslotung eines poetischen Labyrinths mit wechselndem Leitmotiv und Spiel der Identitäten. Langsamkeit ist nicht unbedingt Ziel dieses Buches, eher staunendes Gedanken/Blick/Springen und trotzdem benötigt es Flanierzeit, um sich auf dieses Textgewebe einzulassen.
P.ROSA ist ein generationsüberschreitendes Werk mit Werkstattcharakter, geschrieben, gespielt, gefilmt, gesprochen, ist Prosa und Nichtprosa mit Raumüberwindung und Bleibestatus.
Erika Kronabitter, Februar 2019
Für die Rezensionen sind die jeweiligen VerfasserInnen verantwortlich.
Petra Ganglbauer, Sophie Reyer: P.ROSA Textpartitur
Wien: Klever Verlag, 2019
98 Seiten
EUR 16,00
ISBN 978–3‑903110–40‑3
mehr zu den Autorinnen: