Roter Affe – Kaśka Bryla
Eine Rezension von Kathrine Bader
Mania und Tomek sind seit Kindesbeinen an befreundet. Doch nach dem Selbstmord von Tomeks Mutter zieht es Mania weg von Wien nach Berlin, wo sie sich für eine Stelle als Gefängnispsychologin in der Justizvollzugsanstalt Moabit bewirbt. Dabei spielt der Strafgefangene Roland K. eine wesentliche Rolle.
Tomek hat sich inzwischen Marinas angenommen, deren Depressionen langsam auf ihn überschwappen. Schließlich lässt er sich das Versprechen abringen, sie bei ihrem Selbstmord zu unterstützen. Von Zahit, einem syrischen Flüchtling, der bei Tomek Halt sucht, erfährt Mania von dessen plötzlichem Verschwinden – unter Zurücklassung seiner Hündin und tagebuchartiger Aufzeichnungen. Ohne lang zu zögern macht sich Mania auf die Suche. Dank der Hackerkünste ihrer lesbischen Freundin Ruth wird klar, dass die Spur nach Polen führt. Zu viert – die beiden Frauen, Zahit und der Hund – machen sie sich auf den Weg.
Durch Rückblenden und die Aufzeichnungen Tomeks erhellen sich nach und nach die Hintergründe (und der kryptische Buchtitel). Dadurch entsteht ein Sog, dem sich die Leser*innen kaum entziehen können.
Neben der Fahndung nach dem Vermissten sind Heimat- und Sprachlosigkeit, Zugehörigkeit, Schuld und Vergeltung sowie die Frage danach, was denn das Böse sei, zentrale Themen. Nicht zuletzt durch die präzise Sprache, die philosophischen Gedanken und den raffinierten Aufbau bietet „Roter Affe“ eine spannende Lektüre.
Kathrine Bader, September 2020
Für die Rezensionen sind die jeweiligen VerfasserInnen verantwortlich.
Roter Affe: Kaśka Bryla
Wien/Salzburg: Residenz Verlag, 2020
140 Seiten
Euro 22,00 (DE)
ISBN-10: 370171732X
ISBN-13: 978–3701717323