Teresa hört auf – Silvia Pistonig
Eine Rezension von Barbara Rieger
Die Hauptfigur Teresa ist fast dreißig, arbeitet in einer Maturareise-Agentur und hat sich nicht nur von ihrer Familie, sondern von allem abgekapselt. Sie kann sich selbst nicht mehr als Ganzes wahrnehmen. Im Versuch, zumindest Teile von sich zu spüren und zu sehen, denkt sie sich extreme Projekte aus. Sie befindet sich gerade im Projekt „Bulimie”, als sie im Supermarkt auf die dicke, fresssüchtige Nicole trifft, deren Nähe sie fortan sucht. Es kommt zu gemeinsamen Fressorgien, das seitens Teresas durchaus vorhandene sexuelle Begehren wird aber nicht ausgesprochen oder gar ausgelebt und findet seinen Ausdruck in tragischer Art und Weise. In diesem Roman ist es die Mutter, die zur Therapie geht, doch für diese Mutter-Tochter-Beziehung und für die Hauptfigur Teresa scheint jede Hilfe zu spät zu kommen. Die Erfahrungen während eines sozialen Jahrs in Ghana sowie eine enttäuschende Liebe werden nicht als Erklärungen, sondern nur als Hinweise auf eine Welt geschildert, der man beziehungsweise frau sich notwendigerweise verweigern muss. So brutal die Hauptfigur Teresa mit sich und anderen umgeht, so wenig kann man sich diesem Text entziehen!
Silvia Pistonig: Teresa hört auf
Milena Verlag 2021
240 Seiten
23 EURO
ISBN: 978–3‑903184–68‑8