Der Autor und das Internet“

Ein Inter­view mit Günter Vallaster

Die Corona-Gegen­wart erlebt eine Hoch-Zeit an Internet-Perfor­mances. Denn solange Kultur im öffent­li­chen Raum, wie wir ihn bis jetzt kannten, nicht statt­finden darf, bahnt sich Krea­ti­vität ihren virtu­ellen Weg. Wir fragen unsere Dozent­Innen nach ihrem Verhältnis zum Internet.

BÖS: Ist das Internet für dich mehr Fluch oder Segen?

Günter Vallaster: Unterm Strich mehr Segen, wenn es auch einige Fluch-Aspekte gibt: Einer­seits ermög­licht es raschen Zugriff auf immer mehr Infor­ma­tionen und bietet eine leicht zugäng­liche welt­weite Präsen­ta­ti­ons­platt­form auch für Lite­ratur, ande­rer­seits fördert es eine Copy-Paste-(Un)kultur, flüch­tiges Über­lesen und es gehört auch genauer gere­gelt, wie es als Einkom­mens­quelle für Textproduzent*innen genutzt werden kann.

BÖS: Wann verwen­dest du für Deine Arbeit das Internet?

Günter Vallaster: Für Recher­chen, Infor­ma­tion und Kommu­ni­ka­tion eigent­lich ständig.

BÖS: Wie stehst du zu den Themen Home-Schoo­ling und Home Office?

Günter Vallaster: Auch hier sehe ich gute und schlechte Seiten: Zum einen erspart man sich Wege und hat auch mehr Infor­ma­tions- und Präsen­ta­ti­ons­ma­te­rial zur Verfü­gung, auf das sofort zuge­griffen werden kann. Auch die Arbeit in vertrauter Umge­bung kann Stress mini­mieren. Zum anderen fehlt natür­lich der Aspekt der direkten Kommu­ni­ka­tion mit den Kolleg*innen, auch dem nicht zu unter­schät­zenden Bewe­gungs­mangel gilt es aktiv gegen­zu­steuern, die Ausla­ge­rung von Kosten für Strom und Betriebs­mittel ins Private müsste mit der Zeit auch gere­gelt werden.

BÖS: Kommt in deiner idealen Welt das Internet vor oder geht es ganz ohne?

Günter Vallaster: Es ist ja buch­stäb­lich nicht in Stein gemei­ßelt, dass geschrie­benes Wort – und das wäre sicher ein Teil meiner idealen Welt – für immer und ewig auf Papier wieder­ge­geben wird, wenn auch Papier etwa aus ästhe­ti­schen Gründen immer eine Berech­ti­gung haben wird. Wohin sich die Technik über das Internet hinaus noch entwi­ckeln wird, ist für mich auch nicht abzu­sehen. Das Internet wäre in meiner idealen Welt will­kommen, wenn es für diese ideale Welt nütz­lich ist.

 

4. Mai 2020

Günter Vallaster leitet den Online-Work­shop „Konzep­tu­elle Prosa“ am 10. Mai 2020.

mehr zu Günter Vallaster

Foto: Peter Bosch